Als Servette vor 11 Monaten die Trennung von seinem langjährigen Coach Alain Geiger per Ende Saison kommunizierte, stiess das nicht überall auf Verständnis. Schliesslich belegten die Genfer zu jenem Zeitpunkt Rang 2 in der Meisterschaft und standen im Cup-Halbfinal.
Als Geiger-Nachfolger wurde René Weiler angekündigt. Der 50-Jährige sollte im Sommer ein schweres Erbe antreten. Denn Servette schloss die Super League mit starken 58 Zählern als Vizemeister hinter YB ab und zog damit in die Champions-League-Qualifikation ein.
Nach 8 Monaten mit Weiler als Trainer lässt sich bilanzieren: Die Verantwortlichen am Lac Léman haben die richtige Entscheidung getroffen. Nach 25 von 38 Runden belegen die «Grenats» mit bereits 47 Punkten Rang 2 der Tabelle und liegen nach dem 1:0-Coup vom Sonntag bei YB nur noch 4 Zähler hinter dem Leader. Zudem stehen die Genfer im Cup-Viertelfinal und sind der letzte Schweizer Vertreter im Europacup (Achtelfinal der Conference League).
Unter Geiger nie so gut nach 25 Runden
In den 4 Super-League-Saisons mit Geiger stand Servette nach 25 Runden nie so gut da wie heute unter Weiler. 2019/20 – im Jahr nach dem Aufstieg – hatte man 39 Zähler auf dem Konto. Das beste Punktetotal am Ende einer Meisterschaft erreichten Geigers Genfer letztes Jahr mit 58 Zählern. Es ist davon auszugehen, dass Servette diese Marke heuer nach 36 Runden knacken wird (die Super League umfasst neu 38 Spieltage).
Servette präsentiert sich mit Weiler an der Seitenlinie als homogene, spielstarke Einheit, die Partien drehen und Vorsprünge verwalten kann. Erstaunlich ist, dass die Winter-Abgänge von Nicolas Vouilloz (Basel), Boubacar Fofana (Winterthur) und vor allem Topskorer Chris Bedia (Union Berlin) kaum ins Gewicht zu fallen scheinen.
Doch Servettes Erfolg hat auch eine Kehrseite. Durch die Dreifachbelastung stehen dem Team aus der Calvinstadt, das bereits 40 (!) Ernstkämpfe in dieser Saison bestritten hat, gleich mehrere englische Wochen in Serie ins Haus. Wie gut gefüllt sind die Energiespeicher bei den Spielern noch?
40 Punkte aus den letzten 17 Spielen
Weilers Start in Genf war etwas harzig verlaufen. Trotz guten Spielen in der CL-Quali blieben die Resultate in der Super League aus. Nach 8 Runden lag Servette mit 7 Punkten und nur einem Sieg bloss auf Platz 9.
Doch danach folgten 7 Erfolge in Serie, respektive 14 ungeschlagene Partien de suite. Von den 17 Super-League-Begegnungen seit Ende September verlor Servette nur noch eine (1:2 in Yverdon nach über einer Stunde in Unterzahl).
Sind 23 Jahre des Wartens genug?
Nicht zuletzt dank der akribischen Arbeit von Weiler ist in Genf träumen wieder erlaubt. 3 Titel dürften es Ende Saison kaum werden. Aber die Chancen auf eine neue Trophäe in der Vereins-Vitrine waren schon lange nicht mehr so gut. Dann würde eine lange Zeit des Wartens endlich enden: Der letzte Cup-Triumph liegt schon 23 Jahre zurück, die letzte Meisterschaft bereits 25 Jahre.