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Der YB-Spieler im Interview Fassnacht: «Andere Teams machen ihren Job, wir unseren nicht»

Ein heftiger Zusammenprall mit GC-Spieler Toti Gomes sorgte am 6. November dafür, dass das Fussball-Jahr für Christian Fassnacht zu Ende ging. Der YB-Spieler erlitt einen Schläfenbeinbruch und wird frühestens zum Rückrunden-Start wieder für die Berner auflaufen können.

Aufgrund der Verletzung verpasste der 28-Jährige die entscheidenden Spiele mit den Young Boys in der Champions League und mit der Nationalmannschaft in der WM-Qualifikation. Im Interview mit SRF spricht Fassnacht über seine Leidenszeit, die Form von YB und über den Wechselwunsch ins Ausland.

SRF Sport: Wie geht es Ihnen heute?

Christian Fassnacht: Um einiges besser, aber ich bin weit entfernt von der Normalität. Ich konnte wieder in den Trainingsbetrieb einsteigen, muss aber einfach noch Geduld haben, bis der Bruch zusammenwächst. Der Rest braucht einfach Zeit. Vor allem, dass sich das Gehör vielleicht irgendwann wieder normalisiert.

Sie haben die entscheidende Phase in der Champions League verpasst. Wie sehr nagt das an Ihnen?

Champions League ist für einen Fussballer etwas vom Grössten. Aber ich wusste ja sofort, dass ich die Champions League streichen muss und konnte mich deshalb darauf einstellen. Aber wenn die Spiele laufen, ist es schon hart, zuschauen zu müssen.

Das hat mir im Herzen weh getan.
Autor: Christian Fassnacht über das Fehlen in der Nationalmannschaft

Auch für die Nationalmannschaft mussten sie passen.

Das hat mir im Herzen weh getan, weil es um die Entscheidung ging. Ich habe die Partien von zuhause aus mitverfolgt, habe herumgeschrien und bin herumgesprungen. Das waren unglaublich schöne Emotionen.

YB ist in der Meisterschaft momentan in der ungewohnten Rolle des Jägers. Ist die Konkurrenz besser geworden?

Definitiv. Zürich ist super unterwegs. Auch Basel und Lugano spielten eine super Vorrunde. Aber es liegt hauptsächlich an uns. Die anderen Teams machen ihren Job, wir unseren nicht. So einfach ist das. Wir haben zu viele Punkte abgegeben, das müssen wir in der Rückrunde viel besser machen.

Viele Verletzungen sind auch vom Gegner verschuldet.
Autor:

YB beklagt eine lange Verletztenliste. Gibt es Gründe dafür oder ist es einfach Pech?

Ich habe mit Vincent Sierro noch gewitzelt und ihm gesagt, er solle aufpassen, weil es bei uns mit Fabian Lustenberger, David von Ballmoos, mir und jetzt auch Michel Aebischer immer die Captains erwischt. Aber die vielen Verletzungen sind schon speziell. Oft wurden sie auch vom Gegner verschuldet. Das ist schon hart. Die Verletzungen sind nicht entstanden, weil wir übermüdet waren.

Inwiefern hat sich das Spiel unter dem neuen Trainer David Wagner verändert?

Nicht gross. Er hat eine etwas andere Philosophie, wir haben noch mehr Ballbesitz als unter Gerardo Seoane. Vorher schalteten wir schneller um. Aber wir sind praktisch das gleiche Team, es würde nicht viel Sinn machen, wenn er einen komplett anderen Fussball spielen lassen würde.

Sie wollten anfangs Saison zu Werder Bremen wechseln, der Deal kam nicht zustande. Waren sie frustriert?

Es wäre gelogen, wenn ich etwas anderes sagen würde. Aber ich bin mir bewusst geworden, was ich hier mit dem Schweizer Fussball, mit YB und der Nationalmannschaft habe. Ich kenne Fussballer, die im Ausland nicht happy geworden sind. Für mich müsste wirklich alles stimmen. Hier habe ich alles um mich herum, was ich brauche. Aber klar, mein Sportler-Herz möchte nach Höherem streben und irgendwann ins Ausland. Wir werden sehen, ob das noch Realität wird. Und ansonsten durfte ich eine sehr schöne Karriere in der Schweiz erleben.

Das Interview führte Jan Weisstanner.

SRF zwei, Super League Goool, 12.12.2021, 18:00 Uhr ; 

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