Es war eine Szene mit Symbolcharakter: Kurz nachdem GC im Derby gegen den FCZ das 0:3 kassiert hatte, brannte im Fan-Sektor ein Teil der Choreo. Weil zahlreiche Hoppers-Anhänger schon davor genug gesehen und das Stadion enttäuscht verlassen hatten, war der Sektor glücklicherweise nicht mehr allzu gut gefüllt.
«Ich verstehe die Fans definitiv, da kann man nicht böse sein. Das haben wir verdient», erklärte ein sichtlich niedergeschlagener Amir Abrashi nach der Partie. Wie immer war es der Captain, der nach dem «nächsten herben Rückschlag» seinen Kopf hinhielt und den Journalisten Red und Antwort stand.
Abrashi gibt sich weiter kämpferisch
Und wie immer übte sich der Routinier in Durchhalteparolen. Doch angesichts der zahlreichen Enttäuschungen in den letzten Wochen wirkten sie eher wie leere Worthülsen. «Wir können uns jetzt zerfleischen oder wir schauen vorwärts», sagte Abrashi zum Beispiel. Oder: «Wir haben es noch in den eigenen Füssen.» Die Wirkung dieser Aussagen, die der bemitleidenswerte Abrashi Woche für Woche gebetsmühlenartig wiederholt, ist offenbar verpufft. Zumindest bei der Mannschaft scheinen sie nicht mehr anzukommen.
Klar, war auch der neue GC-Sportchef Alain Sutter nach dem Derby-Debakel ein gefragter Mann. «Ich bin realistisch unterwegs in meinem Leben. Ich wusste, worauf ich mich einlasse», so der 57-Jährige nach dem Spiel. Für ihn sei das, was passiert ist, keine Überraschung. Er sagt aber auch: «Es gibt keine Garantie, dass wir diese Situation lösen, aber es ist eine Chance für alle Beteiligten, zu wachsen und stärker zu werden.»
Die Frage nach dem Umgang mit Druck
Die alles entscheidende Frage stellte Sutter dann gleich selbst: «Wer ist fähig, in diesem Beruf mit diesen Voraussetzungen konstruktiv umzugehen und auch in schwierigen Situationen zu performen?» Schliesslich gebe es kein Patentrezept für den Umgang mit Druck, «davon befreien kann sich jeder nur selbst.»
Das, was ich heute gesehen habe, ist kein Vergleich zu dem, was im Training passiert.
Bereits am nächsten Mittwoch hat Sutter die Möglichkeit, sich davon zu überzeugen, dass die Spieler doch in der Lage sind, mit der schwierigen Situation umzugehen. Beim Heimspiel gegen Yverdon geht es für die Hoppers schon fast um Alles oder Nichts: Der Rückstand des Schlusslichts auf die auf Rang 11 liegenden Waadtländer beträgt zwei Punkte, mit einem Sieg könnte man mindestens auf den Barrageplatz vorrücken. Danach verbleiben nur noch zwei Spiele.
Sutter stärkt Oral den Rücken
Die Hoffnung, den Klassenerhalt zu schaffen und damit den ersten Abstieg seit 2019 zu verhindern, lebt. «Das, was ich heute gesehen habe, ist kein Vergleich zu dem, was im Training passiert», versicherte Sutter glaubhaft. Und nimmt Coach Tomas Oral, der für seine Aufstellung erneut Kritik erntete, in Schutz: «Die Trainerfrage stellt sich nicht.»