Die Tage von Timo Schultz als FCB-Trainer sind gezählt. Der Deutsche, der sein Amt erst zu Beginn dieser Saison antrat, wird Opfer der sportlichen Talfahrt und muss Sportdirektor Heiko Vogel Platz machen. Dieser soll den FCB «bis auf weiteres» wieder trainieren – wie schon letzten Frühling nach der Entlassung von Alex Frei.
Verwaltungsratspräsident David Degen machte an der kurzfristig einberufenen Medienkonferenz klar, dass es sich bei diesem Entscheid nicht um «einen Schnellschuss» handelt. «Am Ende hatten wir das Gefühl, dass Timo den Schlüssel zum Erfolg nicht in der Hand hält. Gleichzeitig sind wir überzeugt, dass Heiko Vogel ihn in der Hand hält.»
Entscheid zur Geisterstunde
Schon zur Geisterstunde am Freitag waren sich Verwaltungsrat und Sportdirektor einig, dass der Weg mit Schultz zu Ende ist. Alle überschliefen den Entscheid noch einmal. Am Freitagvormittag herrschte immer noch Einigkeit. Am Mittag wurde Schultz entlassen. «Gefasst» habe der ehemalige St. Pauli-Trainer den Entscheid aufgenommen, so Degen, «es war überhaupt nicht so, dass wir die Sache von unterschiedlichen Planeten aus gesehen haben.»
Schultz' Ergebnisse mit dem FC Basel wurden den Ansprüchen in keinster Weise gerecht. Nur ein Sieg aus den ersten sieben Meisterschaftsspielen (5:2 gegen Winterthur). Das Verpassen der Conference League gegen einen Gegner aus Kasachstan. Die einzigen Zu-null-Siege (inklusive aller Testspiele) gab es unter Schultz gegen die Old Boys Basel und gegen Bosporus Bern. Vogel: «Die nackten Ergebnisse waren einfach denkbar schlecht.»
Unerwarteter Umbruch
Gewiss hatte es Schultz in Basel extrem schwierig, schliesslich verkauften seine Vorgesetzten praktisch sämtliche Leistungsträger der Vorsaison ins Ausland. Erst nach Schliessung des Transferfensters Anfang September hatte Schultz sein Team komplett. Auch Degen hat die Situation im Sommer unterschätzt: «Ich habe im Sommer mit 2-3 Abgängen gerechnet, aber die Dynamik im Fussball-Business lässt sich nicht aufhalten. Wir haben diesen Umbruch nicht so gewollt und auch nicht so vorausgesehen.»
Dennoch wollte der FCB Schultz nicht mehr Zeit geben, denn der neue Meisterschaftsmodus setze einen ambitionierten Klub wie den FC Basel unter Druck. Vogel: «Es gibt in dieser Saison einen Strich in der Tabelle. Und wenn du dann, wenn getrennt wird, unter dem Strich klassiert bist, kommst du nicht mehr darüber. Das gilt es zu berücksichtigen.» Dass die Trennung im neuen Modus erst nach 33 Runden erfolgt, scheint bei der FCB-Führung noch nicht durchgesickert zu sein.