Als Spieler war Alex Frei nicht immer leicht zu führen. Nun ist der Rekordtorschütze der Schweizer Nationalmannschaft selber Trainer und hat nach einem schwierigen Beginn beim FC Basel zuletzt auch resultatmässig in die Spur gefunden.
Im Verhältnis zwischen ihm und seinen Spielern setzt Frei auf Menschlichkeit, Wärme und Ehrlichkeit, wie ihm von Weggefährten bescheinigt wird. «Man braucht sehr viel Empathie in diesem Job. Ich finde, Alex hat sie. Er wird sehr weit kommen als Trainer», sagt etwa sein langjähriger Sturmpartner Marco Streller.
Und Winterthurs Sportchef Oliver Kaiser, mit dem Frei gemeinsam den Aufstieg in die Super League schaffte, ergänzt: «Er spürt die Spieler unglaublich gut. Er bringt es hin, dass die jungen Männer hinter ihm stehen.»
Spezielle Beziehung zu Köbi Kuhn
Dass diese «Soft-Faktoren» so wichtig sind für Frei, kommt nicht von ungefähr, wie er im «Sportpanorama» erklärte. Er hat es so vorgelebt bekommen, etwa vom ehemaligen Nati-Trainer Köbi Kuhn.
«Jetzt muss ich aufpassen, dass ich nicht emotional werde», sagte Frei, auf den 2019 verstorbenen Zürcher angesprochen. «Köbi hat es geschafft, dass 23 Spieler im Kader für ihn durch das Feuer gingen. Unabhängig davon, ob sie gespielt haben oder nicht. Das ist die grösste Qualität, die du als Mensch haben kannst.»
Noch nicht viel Erfahrung
Oft geht vergessen, dass Frei erst seit zwei Jahren Trainer im Profifussball ist. Nach seinem Einstieg beim FC Wil zog er weiter zu Winterthur, bevor im Sommer das Angebot von seinem Herzensklub kam. Es geht also steil bergauf für den 43-Jährigen, der sich kaum je vor einer Herausforderung gescheut hat.
So, wie er als Spieler bei Rennes einmal seinen Trainer Laszlo Bölöni um 5 Spiele bat, in denen er sein Können unter Beweis stellen würde, versucht er nun, jungen Spielern eine ähnliche Gewinnermentalität einzuimpfen. Beim FCB, wo das Durchschnittsalter 23 Jahre beträgt, ist dabei Geduld und Einfühlungsvermögen gefragt.
Generation Z als Herausforderung
Frei macht aber auch klar, dass die Kompromissbereitschaft Grenzen hat. «Es gibt Sachen, die immer noch gleich sind, auch wenn die Spieler aus der Generation Z sind. Pünktlichkeit, Anstand, Respekt und Haltung müssen gegeben sein.»
Gerade beim ersten Punkt hat Frei schon durchgegriffen. Weil sie nicht rechtzeitig am vereinbarten Treffpunkt waren, strich er etwa Andy Pelmard und Sayfallah Ltaief vor Spielen auf dem internationalen Parkett vorübergehend aus dem Kader.
Wir haben aber noch viel Arbeit miteinander.
Wie es ist, wenn einem die Flügel gestutzt werden, erfuhr Frei bereits früh in seiner Stürmerkarriere am eigenen Leib. Als er mit 21 Jahren bei Servette in einem Spiel 4 Treffer erzielt hatte, erwartete er ein Sonderlob von seinem damaligen Trainer Lucien Favre. «Er kam jedoch zu mir und sagte lediglich: ‹Wir haben aber noch viel Arbeit miteinander›», so Frei lachend.
Kontakt mit Klopp nie abgerissen
Neben Favre, bei dem er in Dortmund hospitierte, um das Trainerhandwerk zu verinnerlichen, verbindet Frei auch viel mit Jürgen Klopp, unter dem er gleichenorts spielte – und das Heu nicht immer auf derselben Bühne hatte. «Er sagte: Du läufst zu wenig. Ich sagte: Was willst du? Bundesligatore oder eine gute Laufstatistik?»
Die Beziehung zum Liverpool-Trainer sei sehr gut und herzlich, die beiden tauschen sich gelegentlich immer noch aus. Auch von ihm dürfte sich Frei in Sachen Menschenführung einiges abgeschaut haben.
Negative Erlebnisse liessen sich zwar nicht vermeiden, aber: «Was ich mir am meisten wünsche ist, dass Spieler, die nicht spielen und den Klub vielleicht verlassen müssen, im Nachhinein sagen: Ich hatte es zwar schwer bei ihm, aber er war immer ehrlich zu mir.»