Wer es mit den Stadtzürcher Fussballklubs hält, sah seine Treue zuletzt einer harten Prüfung unterzogen. Einerseits war da der Grasshopper Club Zürich, der gerade auswärts im Gegensatz zum Klubnamen spendenden Tier eher fusslahm auftrat: Ende Oktober und Anfang November unterlag man innert einer Woche 0:5 in St. Gallen und 0:6 in Luzern. Schlusslicht Winterthur, nomineller Topfavorit auf den Abstieg, drohte im Direktduell bis auf einen Punkt an GC heranzukommen.
Andererseits dümpelte der FC Zürich ebenfalls vor sich hin. Interimstrainer Dennis Hediger verlängerte die Niederlagenserie nach der Entlassung von Mitchell van der Gaag von zwei auf fünf Pleiten. Statt Punkten gab es Pfiffe von den Rängen und die Botschaft an Sportchef Malenovic: «Milos raus!»
Dass dann am Freitag auch noch bekannt wurde, dass die Gegner des Stadionneubaus ihre Beschwerde ans Bundesgericht weiterziehen wollen, war nur ein weiterer Stich ins Stadtzürcher Fussballherz.
Runde mit Seltenheitswert – und viel «Moral»
Doch gerade in der Super League gilt: Unverhofft kommt oft. Und so geschah am Samstagabend, was aktuell gefühlt den Seltenheitswert einer totalen Sonnenfinsternis aufweist: Beide Stadtzürcher Klubs feierten in derselben Runde einen Vollerfolg – GC im «Sechs-Punkte-Spiel» gegen Winterthur, der FCZ nach grosser Wende gegen Luzern. Das hatte es in dieser Saison erst einmal (am 6. Spieltag) gegeben. Resultatmässig also Balsam für die Seele der GC- und FCZ-Supporter.
Wenngleich GC gegen Winterthur kaum je als Synonym für «hohe Fussballkunst» gebraucht werden wird und der FCZ beim ersten Erfolg unter Hediger erneut defensiv anfällig agierte – es waren Siege, wie sie Fans und Trainer am liebsten feiern: dank Toren in der Nachspielzeit. Erfolge, die von Coaches gerne mit starken Schlagworten wie «Moral» oder «Solidarität» versehen werden.
Einen (kantonalen) Erfolg hat die Runde jedenfalls bereits in der Tabelle gezeitigt: Weil Servette gegen Leader Thun verlor, werden nun nicht mehr die letzten 3 Plätze von Zürcher Klubs besetzt.