Der Schuss wurde etwas abgelenkt, dem Treffer ging ein unerzwungener Fehler des Gegners voraus oder der Schütze traf glücklich aus grosser Distanz: Tore im Fussball werden häufig vom Faktor Zufall begleitet.
Eine Untersuchung der Sporthochschule Köln, die sich ein paar Tausend Tore der renommierten englischen Premier League über 7 Jahre angeschaut hat, zeigt: Die Hälfte aller Treffer sind auf diese Art «zufällig» entstanden. Für das matchentscheidende Element des Sports eine hohe Anzahl.
Die Krux mit dem «Erwartbaren»
Aus solchen Gedankenspielereien ist auch der heute gebräuchliche Wert der «Expected Goals», also der erwartbaren Tore, entstanden. Er gibt die Wahrscheinlichkeit an, mit der eine Torchance zu einem Tor führt.
Thun wird das nicht auf diesem Niveau weiterführen können. Man weiss nur nicht, wann das abbricht.
Gerne mit solchen Zahlen hantiert Christoph Biermann, Sportjournalist und Buchautor. Im SRF-Fussballtalk «Sykora Gisler» nahm der Deutsche unter anderem auch die Super League unter die Lupe – und brachte vor allem für Leader Thun Besorgniserregendes zutage.
Thun hat 10 Punkte zu viel
Die Werte variieren leicht, je nachdem, welchen Anbieter man zurate zieht, doch klar ist: Die Berner Oberländer spielen über ihren Verhältnissen. «Thun hat aktuell 10 Punkte zu viel geholt», sagt Biermann.
Für diese Analyse wandelt man die «Expected Goals» in Punkte für die beteiligten Teams um. So kann sich eine völlig neue Tabellensituation ergeben.
Für Biermann, der einst eine Saison lang Union Berlin unter Trainer Urs Fischer begleitete, ist klar: «Thun wird das nicht auf diesem Niveau weiterführen können. Man weiss nur nicht, wann das abbricht.» Theoretisch könnte der Aufsteiger seinen Lauf auch bis Saisonende weiterführen und die Meisterschaft perfekt machen.
Duell der «Überperformer»
Aktuell stehen die Thuner bei souveränen 6 Siegen am Stück. Nächster Herausforderer am Samstag ist Lugano. Auch die Tessiner bewiesen sich zuletzt formstark mit 5 Vollerfolgen in 6 Partien.
Doch Lugano hätte nur mit den erwartbaren Toren ebenfalls weniger Punkte gesammelt. Im Duell der «Überperformer» geht es am Samstag also darum, den Statistikern das Gegenteil zu beweisen.