Ich habe viel von meinem Geld für Alkohol, Weiber und schnelle Autos ausgegeben. Den Rest habe ich einfach verprasst.
Das berühmte Zitat der britischen Fussball-Ikone George Best ist mit einem Augenzwinkern zu geniessen, steht aber dennoch bezeichnend für eine (überspitzte) Aussenansicht, die man von Fussballern haben kann.
Bei Gaël Ondoua sieht das etwas anders aus. Der 23-jährige Kameruner ist ein Bücherwurm – und liest mit Vorliebe russische Literatur. In der Originalsprache, wohlgemerkt.
Erst Buch, dann Spielzeug
«Diese Liebe kommt von meinen Eltern», erklärt der Neuzugang von Servette. «Wir hatten zu Hause eine grosse Bibliothek.» Sein Vater habe ihm einst ein Buch gegeben und gesagt: «Erst wenn du das zuende liest und mir Fragen dazu beantworten kannst, kaufe ich dir ein Spielzeug-Auto.»
Ondoua blickt auch dem heutigen Wandel in der Elektronik-Branche kritisch entgegen. «Jedes Jahr kommen neue Videospiele und neue Handys auf den Markt. Man verliert die Prioritäten, liest keine kultivierte Lektüre mehr.»
Russland hat mich auf eine Art aufgenommen, wie ich es nie für möglich gehalten hätte.
In Genf angekommen
Genauso gross wie seine Liebe zu Büchern ist jene zu Russland. Im Alter von 7 Jahren hatte Ondoua Afrika in Richtung Moskau verlassen, wo sein Vater als Diplomat arbeitete. «Russland hat mich auf eine Art aufgenommen, wie ich es nie für möglich gehalten hätte», schwärmt der stämmige Mittelfeldregisseur heute.
Zuletzt spielte Ondoua für den russischen Klub Anschi Machatschkala, bevor er Anfang Juli nach Genf zu seinem neuen Arbeitgeber reiste. Seine neuen Teamkameraden hat er bereits von sich überzeugt, wie Sportchef Lionel Pizzinat bestätigt: «Er gehört zu den schnellsten im Team und hat auch eine grosse körperliche Präsenz.»
Mit Gaël Ondoua hat sich Servette eine bemerkenswerte Persönlichkeit geangelt. Es wird sich zeigen, ob sie auch einen bemerkenswerten Fussballspieler verpflichtet haben.
Sendebezug: SRF zwei, sportaktuell, 21.07.2019, 22:40 Uhr