Zum Inhalt springen

Nach dem Abstieg von Sion Mehr Skandale als Erfolge: der Niedergang des «FC Constantin»

Der FC Sion ist nur noch zweitklassig. Nach dem Abstieg müssen sich weniger Spieler und Trainer als vielmehr die Klubführung verantworten.

Was sich seit 5 Jahren abgezeichnet hat, ist nun Tatsache. Seit der Saison 2018/19 kämpfte der FC Sion alljährlich gegen das drohende Ungemach, nun konnte man sich nicht mehr retten: Die Walliser steigen erstmals seit 17 Jahren aus der Super League ab.

Müsste in solchen Fällen sonst der Trainer zur Verantwortung gezogen werden, wäre das beim «FC Constantin» vermessen. In keinem anderen Schweizer Verein steht die Führung derart im Fokus wie im Wallis. Das Vater-Sohn-Duo mit Präsident Christian und Sportchef Barthélémy Constantin muss sich selbst an der Nase nehmen.

Wir waren dieses Jahr nicht gut, der Verein und die Spieler.
Autor: Barthélémy Constantin

Mit Paolo Tramezzani stand in der Barrage zwar derselbe Coach an der Seitenlinie wie zu Beginn der Saison – dies aber nur, nachdem er seit seiner Entlassung im November von Fabio Celestini abgelöst und für die letzten drei Saisonpartien als Nachfolger von Celestinis Erbe David Bettoni erneut installiert worden war. Es war sogar für den FC Sion eine beachtliche Kadenz an Trainerwechseln.

Zu Beginn der Saison hatten die Sittener vom Angriff auf die nationale Spitze geträumt. Constantin präsentierte stolz sein teures Prestigeobjekt Mario Balotelli. Doch aus «Super-Mario» wurde nur «Problem-Mario» und ein Sinnbild der Saison. Er sorgte für mehr Unruhe als Torgefahr, seit Tramezzanis Rückkehr spielte er nie mehr. Es scheint mehr als möglich, dass Balotelli trotz Vertrag bis 2024 nicht mehr für den Klub aufläuft. Die Transfer-Strategie des FC Sion, sie geht seit mehreren Jahren nicht auf.

Nebengeräusche, statt Leistungen auf dem Platz

Das absurde Trainerkarussell und das gescheiterte Experiment Balotelli sind nur zwei Beispiele aus der aktuellen Saison, die den Walliser Klub (nicht) auszeichnen. Christian Constantin ist ein Meister darin, sich und seinen Herzensverein ins Gespräch zu bringen.

Sei es, wenn er eine kollektive Verschwörung der Liga und der Deutschschweizer Klubs gegen die Romands wittert. Oder wenn er eine Niederlage gegen Winterthur annulliert haben möchte und damit droht, die Schweizer Schiedsrichter bei der Fifa unter Vormundschaft stellen zu wollen. Zwei weitere Beispiele aus der eben abgelaufenen Saison, die zeigen, dass die Probleme oft am falschen Ort gesucht werden.

Unterhaltsam, aber oft belächelt

«CC» steht seit mittlerweile 26 Jahren an der Spitze des FC Sion – Skandale, Wutausbrüche und Dramen gab es dabei mehr, als man zählen kann. In der Deutschschweiz mag das Walliser Theater oft belächelt werden, aber ein gewisses Mass an Unterhaltung wird der Super League nun definitiv fehlen. Sportlich ist der aktuelle, schwache FC Sion dagegen kein Verlust.

Ein letztes Drama-Kapitel ist noch nicht abgeschlossen: Constantin hatte angekündigt, wegen einer angeblichen Täuschung Yverdons bei der Lizenzvergabe zu klagen. «Ich sehe im Moment überhaupt keinen Anhaltspunkt, wie so eine Klage durchkommen sollte», sagte Claudius Schäfer, CEO der Swiss Football League, am Dienstag dazu.

Ob die Constantins in der Challenge League zu mehr Ruhe finden, ist offen. Sportchef Barthélémy zeigte sich gegenüber Blick jedenfalls bereits realistisch. Das Problem seien nicht nur die Barrage-Spiele gewesen. «Wir haben vorher zu viele Fehler gemacht. Wir waren dieses Jahr nicht gut, der Verein und die Spieler», sagte er. Und: «Ich habe mich bei Balotelli völlig geirrt.» Aufgeben kommt den Constantins aber nicht in den Sinn. «Alles, was wir wollen, ist wieder aufzusteigen.»

Fussball

SRF zwei, Super League – Highlights, 6.6.23, 22:55 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel