Wenn Steven Zuber Mikrofone entgegengestreckt werden, geht der Mittelfeldspieler des FC Zürich nicht selten auf Konfrontationskurs. Das war auch am späten Mittwochabend nicht anders.
«Vogelwild» sei er gewesen, der Auftritt des FCZ im Klassiker gegen den FC Basel, sagte ihm ein Medienschaffender. Worauf Zuber um eine Erklärung bat, was mit dieser Umschreibung genau gemeint sei.
Also, ich weiss nicht, was Sie für ein Spiel gesehen haben. Wir hatten einen klaren Plan, und der ist gut aufgegangen.
Die Erläuterung, dass die Zürcher vorab offensiv wenig zustande gebracht und defensiv immer wieder fehlerhaft agiert hätten, stellte Zuber offensichtlich nicht zufrieden. «Also, ich weiss nicht, was Sie für ein Spiel gesehen haben. Wir hatten einen klaren Plan, und der ist gut aufgegangen.»
«Aber ihr habt ja 0:2 verloren», erwiderte der Journalist, worauf Zuber meinte: «Ja, aber wir kamen immer wieder in den Strafraum und haben uns Chancen herausgespielt. Wir haben einfach keine Tore gemacht.»
Auch Interimstrainer Dennis Hediger war bestrebt, Positives hervorzuheben. «Bis zum Strafraum sind wir bei 100 Prozent von dem, was von unserem Potenzial her möglich ist, und wir haben auch eine gute Präsenz im gegnerischen Strafraum.» In der gefährlichen Zone jedoch, meinte Hediger, schöpfe sein Team aktuell nur 90 Prozent seiner Möglichkeiten aus, bringe zu wenige gefährliche Bälle aufs Tor.
Basel sündigt im Abschluss
Die Episode aus den Katakomben des Basler Stadions zeigt, dass Fussballer bisweilen eigenwillige Interpretationen von Geschehnissen haben. Der FC Zürich schlitterte nämlich am Mittwoch nicht als heroisch kämpfender Gast in eine nächste Niederlage. Vielmehr waren die Zürcher dem Heimteam in allen Belangen klar unterlegen.
Es geht bei uns hinten und vorne nicht auf. Aber es muss jetzt endlich vorwärtsgehen.
Und dass sie nicht mit einer deutlicheren Niederlage heimreisen mussten, war nur der Tatsache geschuldet, dass die Basler ihre Grosschancen fast schon fahrlässig ungenutzt liessen. Albian Ajeti, Xherdan Shaqiri und Marin Soticek vergaben allesamt alleine vor FCZ-Goalie Yanick Brecher.
Der Keeper schätzte die Lage denn auch etwas anders ein als seine Kollegen. Sie hätten es nicht geschafft, sich Grosschancen zu erarbeiten. Dafür hätten sie hinten wieder viel zu viel zugelassen, konstatierte der 32-Jährige. Ehe er nach dieser vierten Niederlage am Stück und dem Abrutschen auf Platz 9 in der Rangliste schon fast mahnend diktierte: «Es geht bei uns hinten und vorne nicht auf. Aber es muss jetzt endlich vorwärtsgehen.»
Freude und Erleichterung in Basel – trotz Manndeckung
Bester Laune war derweil Shaqiri, der trotz Manndeckung durch Lindrit Kamberi mit 2 sehenswerten Vorlagen zum Matchwinner avancierte. «Er war überall auf dem Platz bei mir. Es war nicht ganz einfach, dennoch konnte ich meine Klasse zeigen und der Mannschaft mit den 2 Assists helfen», so der Basler Captain.
Normalerweise verlierst du solche Spiele, wenn du die Tore nicht machst.
Dank des Sieges musste er sich auch nicht mehr über die vergebene Grosschance ärgern. «Den muss ich machen. Wir könnten schon in der 1. Halbzeit den Sack zumachen. So haben wir es noch etwas spannend gemacht. Aber am Ende war es ein schöner Abend für die FCB-Fans», meinte Shaqiri.
Froh war auch Ludovic Magnin, dass sich das Auslassen der Grosschancen nicht rächte. «Normalerweise», konstatierte der FCB-Trainer, «verlierst du solche Spiele, wenn du die Tore nicht machst. Heute hat sich das nicht bewahrheitet.»