Unter den Füssen der eigene, altbekannte Rasen. Im Rücken die Anfeuerung der heimischen Fans. Der Heimvorteil ist erwiesenermassen kein Mythos. Und doch ist er selten so ausgeprägt wie aktuell beim FC St. Gallen. Auf einen überzeugend vorgetragenen Heimsieg am Mittwoch gegen Meister YB folgte ein ideen-, ja fast hilfloser Auftritt bei Aufsteiger Yverdon.
Mehrere Medien meldeten anschliessende Streitereien in der Equipe. Trainer Peter Zeidler ortete indes kein mentales Problem: «Wir haben es nicht geschafft, Chancen herauszuspielen. Es ist ein klarer Rückschlag, wir müssen besser werden, um unter den Top 6 zu landen.»
Wieder bekundete St. Gallen Mühe mit einem tiefstehenden Gegner. Mit dem Ball in den eigenen Reihen fand man keine Lösungen. Der verletzte Captain Lukas Görtler fehlte abermals an allen Ecken und Enden. Mit Abwehrturm Abdoulaye Diaby schliesst sich ein weiterer Akteur dem St. Galler Lazarett an.
Dieses von der Geografie abhängige Auf und Ab, es ist kein ungewohntes Gefühl bei den «Espen». Alle 4 Saisonspiele im Kybunpark wurden jeweils 2:1 gewonnen, auswärts steht man bei 3 Remis und 2 Niederlagen. Saisonübergreifend wartet der FCSG in der Liga seit dem 4:0-Erfolg in Sion am 25. Februar oder seit 12 Spielen auf einen Vollerfolg in der Fremde.
Alles, was gegen YB zuhause vor knapp 18'000 Fans funktioniert hatte – im Stadion Municipal war vor bescheidenen 3800 Zuschauerinnen und Zuschauern nichts mehr davon zu sehen. Der Grössenunterschied in der Kulisse scheint Yverdon kaum zu kümmern. Die Heimresultate bisher: Remis gegen YB, Siege über Servette, Basel und nun eben St. Gallen.
Dem zusammengewürfelten Aufsteiger taktisch unterlegen
Die Selbstkritik von Görtlers Vertreter Jordi Quintilla lässt aufhorchen: Der Gegner sei taktisch besser gewesen. Trainer Marco Schällibaum hat offenbar aus dem Aufsteiger, der zum Saisonstart nicht weniger als 32 (!) Mutationen vorgenommen hatte, eiligst einen Matchplan eingeimpft, der Super-League-tauglich ist.
Eine Tauglichkeit, die der FCSG derzeit nur in heimischen Gefilden aufweist. Ohne «Zwölften Mann» waren die St. Galler bereits im Cup sensationell am unterklassigen Delémont gescheitert. Schon in der 1. Runde war man in Widnau nur knapp einer Blamage entronnen. Wenngleich die Partie nur 25 Kilometer Luftlinie von der eigenen Spielstätte entfernt über die Bühne ging.
Der nächste Aufsteiger wartet
Der nächste Gegner von «Grün-Weiss» hat da einen deutlich längeren Anreiseweg: Am Samstag gastiert im SRF-Livespiel um 20:30 Uhr Stade-Lausanne-Ouchy in der Ostschweiz. Trotz des 3:0-Erfolgs über Basel gehen die Waadtländer als Aussenseiter in die Partie.
Denn auf dem eigenen Rasen mit dem heimischen Anhang im Rücken ist der FCSG schlicht ein anderer als jener auf Tour. Die Zeichen stehen deshalb auf Heimsieg – vermutlich ein 2:1.