Ausgerechnet in der Blütezeit des zuletzt dreimaligen Meisters Young Boys war Sandro Lauper wegen eines doppelten Kreuzbandrisses 20 Monate lang abgemeldet. Kaum war die erste Reha durch, musste der Mittelfeldspieler die nächste in Angriff nehmen.
Täglich während drei Stunden schwitzte Lauper im Kraftraum, um den Anschluss auf dem Rasen dereinst wieder herstellen zu können. In Belastungstests lieferte er «überragende Werte», wie der medizinische Staff dem 24-Jährigen attestierte. Gleichwohl war bei der Rückkehr per 24. Januar 2021 mit einem Teileinsatz in Vaduz (0:0) auch die Unsicherheit ein Begleiter.
Zuerst 8 Minuten Auslauf – weitere 34 Minuten bis zum Tor
«Ich hätte ihn nicht ganz ernst genommen», lautet Laupers lapidare Antwort auf die Frage, was er vor rund 50 Tagen entgegnet hätte, wenn ihm jemand ein solches Comeback prophezeit hätte, wie er es gerade hinlegt. In Zahlen ausgedrückt bedeutet das:
- Lauper steht schon in seinem 2. Einsatz nach der Rückkehr in der Startelf.
- Gerade einmal 42 Minuten benötigt er seit seiner Genesung für den ersten Treffer (er markierte das 2:1 gegen Sion).
- Aktuell steht Lauper bei bereits 4 Goals und 1 Vorlage.
- In allen drei Europacup-Partien gehört er der Anfangsformation an. Auch in der Meisterschaft ist er wieder unbestrittene Stammkraft, verpasst einzig schonungshalber den letzten Match gegen Vaduz (1:1).
Mit Qualitäten gesegnet, die vermisst wurden
Selbsterklärend, dass auch YB-Trainer Gerardo Seoane Gefallen daran findet, wie sich sein Schützling präsentiert. Einerseits spricht der 42-Jährige von einer Rückkehr, die auch ihn verblüfft. Andererseits betont Seoane: «Wir wissen, was Sandro kann. Zu YB gehört ein grosses Team in der medizinischen Abteilung. Hier wird auch viel Wert darauf gelegt, das Vertrauen eines zurückkehrenden Sportlers neu aufzubauen.»
Er hat die Übersicht, verfügt über ein schnelles Vertikalspiel und ist auch ein Stratege.
Der Coach attestiert seinem Spieler Qualitäten, die seine Mannschaft womöglich auch etwas vermisst habe. «Er hat die Übersicht, verfügt über ein schnelles Vertikalspiel und ist auch ein Stratege, der Sachen voraussieht», lobt Seoane.
Für den Betroffenen selbst ging es von Beginn weg darum, dem Team helfen zu können. Dass er nun gleich so einschlagen konnte, sei «ein Zückerli». Laupers Fighter-Mentalität wird in der 25. Runde umso mehr gefragt sein. Denn nach dem missglückten Hinspiel im Europa-League-Achtelfinal bei Ajax (0:3) und zuletzt drei Remis in der Liga hat Gelb-Schwarz etwas gutzumachen.