Nach einem Jahr in der Nachwuchsabteilung des FC St. Gallen sollte für Behar Neziri im Sommer vor einem Jahr der nächste Schritt folgen. Beim letzten Kaderschnitt war für den jungen Deutsch-Kosovaren aber dann doch knapp kein Platz mehr in der ersten Mannschaft. Sein Weg führte stattdessen in die Challenge League zum FC Wil, um zu Spielpraxis zu kommen und sich für höhere Aufgaben zu empfehlen.
Der Plan ging auf: Neziri wurde in Wil zum Leistungsträger und kehrte nach der Leihe gestärkt zurück. Enrico Maassen baute ihn ins Fanionteam ein. Mehr noch: Auf Anhieb war Neziri im zentralen defensiven Mittelfeld Stammspieler. Seine Leistungen zementierten diesen Status. Mit seiner Zweikampfstärke und seiner ordnenden Hand ist er mitverantwortlich dafür, dass die Ostschweizer sich an der Spitze der Liga halten. Am Samstag kommt es zum Gipfeltreffen Zweiter gegen Erster: St. Gallen gastiert bei Leader Thun.
Maassen schwärmt
«Mein letztes Jahr hatte Höhen und Tiefen. Natürlich ist es schade, dass es nicht direkt geklappt hat in St. Gallen. Aber der Schritt war sehr wichtig für mich und meine Entwicklung. Die Zeit in Wil hat mich vorangebracht. Das zeigt sich jetzt», sagt Neziri im Interview mit SRF.
Abgesehen vom Spiel in Lugano, das Neziri aufgrund einer Gelbsperre verpasste, spielte er in der Super League immer über die vollen 90 Minuten. «Er hat sehr viele richtig gute Partien gespielt, ist vielseitig einsetzbar, hat strategische Fähigkeiten, kann viel laufen und ist zweikampfstark», zählt Maassen die Stärken Neziris auf.
Bei Bayern ausgebildet
Ausgebildet wurde der heute 22-Jährige ab dem 13. Lebensalter bei Bayern München. Die Nachwuchsstufen des deutschen Rekordmeisters durchlief er bis zu den Reserven, die in der Regionalliga Bayern spielen. Dann folgte 2023 der perspektivische Wechsel zu St. Gallen.
Nach der «Zusatzschlaufe» in Wil macht Neziri klar, dass er sich trotz seines immer noch jungen Alters mittlerweile als Führungsfigur bei den «Espen» sieht. «Ich bin für das Team wichtig, weil ich es zusammenhalten kann und eine gute Mentalität aufs Feld bringe», sagt er. Längerfristig könne er sich eine Rückkehr nach Deutschland in die Bundesliga vorstellen. «Warum nicht? Im Fussball geht es manchmal schnell. Man darf träumen. Und Träume helfen auch dabei, maximale Leistung zu bringen.» Auch wieder am Samstag im Berner Oberland.