Im Juli war die Zuversicht beim FCSG noch omnipräsent. Nach der harzigen letzten Saison, die beinahe mit dem Absturz auf den Barrageplatz geendet hätte, sollten wieder erfolgreichere Zeiten anbrechen. Schliesslich durften die Zuschauer zurück ins Stadion, und gerade in der Ostschweiz sind diese ausgesprochen verbunden mit der Mannschaft.
6000 Zuschauer in einem Testspiel! Wo sieht man das sonst?
Bei der Medienkonferenz zu Saisonbeginn betonten die Verantwortlichen unermüdlich, dass 10'000 Saisonkarten verkauft worden und 6000 Fans zu einem Vorbereitungsmatch gegen Athletic Bilbao gekommen seien. «Wo sieht man das in einem Testspiel sonst?», fragte Matthias Hüppi rhetorisch in die Runde.
Seit seinem Amtsantritt im Januar 2018 hat der frühere TV-Moderator den Klub sportlich wie finanziell auf ein stabiles Fundament gehievt. Hüppi ist in seinem Element, wenn es darum geht, zu begeistern, eine Euphorie zu entfachen.
Wider den Negativrekord
Die Realität auf dem Rasen deckt sich überhaupt nicht mit dem damaligen Stimmungsbarometer: Sie sieht aktuell nämlich nüchtern aus. Vom Kampf um den Meistertitel, wie er nach lange ebenbürtigem Fight mit den Young Boys 2019 noch hätte eintreten können, ist St. Gallen weit entfernt.
Am Samstag geht mit der Partie bei Aufsteiger GC das erste Saisonviertel zu Ende – und die Mannschaft von Peter Zeidler liegt nur 2 Punkte vor Schlusslicht Lausanne. Seit dem 2:1-Erfolg zum Auftakt gegen die Waadtländer ist in der Super League kein weiterer Sieg hinzugekommen. Die Egalisierung des eigenen Negativrekords von 10 Partien ohne Sieg aus dem Jahr 2007 ist nicht mehr weit entfernt.
Überall fehlt etwas
Zeidler steht in seiner 4. Spielzeit an der Seitenlinie, sein Vertrag läuft noch 4 weitere Jahre. Insofern scheint unwahrscheinlich, dass die Verantwortlichen eine kurzfristige Änderung anstreben. Es ist aber augenscheinlich, dass der intensive Pressingfussball des Deutschen nicht mehr dieselbe Wirkung zeigt wie zu Beginn seiner Ära. Im Sturm fehlt oft die Durchschlagskraft, im Mittelfeld die Kreativität und in der Defensive die Stabilität.
Immerhin stehen Zeidler gegen die Zürcher, die seit 4 Spielen unbesiegt sind, die gegen YB (1:2) gesperrt gewesenen Lukas Görtler und Betim Fazliji wieder zur Verfügung. Natürlich, hatte Sportchef Alain Sutter bei der Saisoneröffnung gesagt, seien sie nicht Meisterschaftsfavorit, «aber wir bleiben ambitioniert». Allmählich wäre wieder einmal ein Beweis für dieses Statement fällig.