Es begann als Protestaktion, unterdessen kann man das, was rund um den FC Luzern geschieht, als Volksaufstand bezeichnen. Zur Bewegung mit dem Slogan «Zäme meh als 52%» gehören unter anderem Klub-Präsident Stefan Wolf, Klub-Legende David Zibung, SP-Kantonsrat David Roth und über 17'000 weitere Personen, die sich auf der Webseite meh-als-52.ch dem Widerstand anschliessen.
Ihnen ist Bernhard Alpstaeg, mit 52 Prozent Mehrheitsaktionär des Klubs, ein Dorn im Auge. Alpstaeg hatte Anfang Oktober mit einem Interview im Blick eine Lawine losgetreten, in dem er Präsident Wolf und Sportchef Remo Meyer frontal angegriffen hatte: «Sie sind zu wenig demütig, zu wenig aktiv, zu wenig bescheiden. Sie müssen lernen, zu arbeiten», sagte der 77-Jährige.
Grundgedanke: «Keine Person ist grösser als der Verein»
Seither wird gemunkelt, dass Alpstaeg an der ausserordentlichen Generalversammlung am 3. November den gesamten Verwaltungsrat vor die Tür setzen wird. Die Folge: Aus dem FC Luzern wird der «FC Alpstaeg».
Den Gegnern Alpstaegs, zu denen eine grosse Mehrheit der Fans gehört, passt dies überhaupt nicht in den Kram. Die Bewegung «Zäme meh als 52%» ist überzeugt: Keine Person ist grösser als der Verein. Und deshalb stellen sie Forderungen:
- Abkehr vom Mehrheitsaktionär-Modell
- Festhalten am aktuellen Verwaltungsrat
- Mitspracherecht für Fans
Dass Alpstaeg, der seit Anfang 2021 die FCL-Zügel in der Hand hält, ausgerechnet jetzt zur Offensive bläst, kommt überraschend: Die «Leuchten» sind relativ gut in die neue Saison gestartet, die Neuzugänge vermochten zu überzeugen und der Trainer gilt als unumstritten.
Zibung: «Warum alles auf den Kopf stellen?»
Zibung, der beim Klub seit über zwei Dekaden verschiedene Ämter bedeckt, sagt: «Wir sind seit 24 Jahren nicht mehr so gut aufgestellt. Wieso sollen wir jetzt alles auf den Kopf stellen? Jetzt würde endlich mal Ruhe herrschen.»
Die Befürworter von «Zäme meh als 52%» wollen nicht aufgeben, leben aber nach dem Prinzip Hoffnung; vielleicht könne man Alpstaeg noch zur Vernunft bringen. Ob es gelingt, wird sich spätestens am 3. November zeigen.