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Zahlen, Fakten, Kuriositäten Rückblick auf eine historisch lange und denkwürdige Saison

Was von der Super-League-Saison 2019/20 bleibt, die am Montag nach 382 Tagen zu Ende gegangen ist.

Fans in der Thuner Stockhorn Arena.
Legende: Auf 1000 limitiert Fans in der Thuner Stockhorn Arena. Keystone

Am 19. Juli 2019 eröffnete die Partie Sion - Basel (1:4) die Saison 2019/20 in der Super League. Coach bei den Wallisern war damals Stéphane Henchoz. Über ein Jahr später liess er als Trainer von Absteiger Xamax die Meisterschaft ausklingen.

Grund für die lange Dauer der zu Ende gegangenen Spielzeit war die Corona-Pause zwischen dem 23. Februar und dem 19. Juni. Was spektakulär mit dem 3:3 im Spitzenkampf St. Gallen - YB nach 23 Runden geendet hatte, fand fast 4 Monate später seine nicht minder spannende Fortsetzung.

Das letzte Drittel der Meisterschaft fand freilich unter veränderten Vorzeichen statt:

  • Der Spielplan mit englischen Wochen und 13 Spielen in 45 Tagen verlangte sämtlichen Beteiligten alles ab.
  • Die Kaderzusammensetzung vieler Teams änderte sich wegen der auslaufenden Verträge per 30. Juni markant.

Dass die Saison überhaupt zu Ende gespielt werden konnte, darf angesichts der Turbulenzen sicherlich als Erfolg verbucht werden. Auch wenn die Swiss Football League nicht immer Herr der konfusen Lage zu sein schien, paukte sie die Saison durch. Das verdient Respekt.

Wir haben genug Geld bis August.
Autor: Markus Lüthi Präsident FC Thun am 1. Juli

Saison hing an einem seidenen Faden

Der positive Corona-Befund von St. Gallens Boris Babic am 1. Juli liess bereits aufhorchen. Weil sich der Langzeitverletze bei einem Abstecher nach Serbien infiziert hatte, jedoch nicht in Kontakt zur Mannschaft stand, hielt sich die Aufregung noch in Grenzen.

Die 10 Corona-Fälle beim FC Zürich Mitte Juli (es sollte zwei Wochen später ein weiterer dazukommen) hingegen liessen die Alarmglocken läuten. Der FCZ trat gegen Basel praktisch mit der U21 an und verhinderte somit den Super-Gau. Dass die Zürcher insgesamt 44 Spieler (Shpetim Sulejmani debütierte am 28. Juli gegen Sion auch noch) einsetzten und damit einen Allzeitrekord aufstellten, ist der aussergewöhnlichen Situation geschuldet. Je ein Einzelfall bei Xamax und Basel bestätigten: Covid-19 ist allgegenwärtig.

Am Ende hat sich herausgestellt, dass es wohl richtig war, die Saison fortzusetzen. Geisterspiele will zwar auf Dauer niemand und auch die Erhöhung auf 1000 Zuschauer war nur ein schwacher Trost, dennoch: Die Super League bot den Fans beste Unterhaltung.

205 Tore fielen nach dem Re-Start. Der Kampf gegen den Abstieg und den Barrage-Platz war elektrisierend wie die Ausmarchung um die Europacup-Plätze (statt dem Cupsieger erbte der Vierte das EL-Ticket) und der Titelkampf.

YB (76 Punkte) kam zwar nicht annähernd an die Bestmarke des Vorjahres (91) heran, ist aber dennoch der logische Meister. Das Seoane-Team verfügte über das breiteste und qualitativ beste Kader und hatte Rekordmann Jean-Pierre Nsame in seinen Reihen (32 Saisontore) . Der Titelkampf war für Statistiker deshalb schon vor dem Re-Start entschieden.

Das St. Galler Märchen hätte vielleicht bei einem normalen Saisonverlauf ein Happy-End gefunden. So aber liefen die kaum rotierenden Ostschweizer bald einmal auf dem Zahnfleisch. Mit einer Finalissima am 36. Spieltag hätte Spielplan-Gestalter Silvano Lombardo dieser denkwürdigen Saison natürlich die Krone aufgesetzt. St. Gallen holte aber «nur» 68 Punkte, was einen eher unterdurchschnittlichen Wert für einen Vize-Meister bedeutet.

Schiedsrichter Adrien Jaccottet konsultiert das Video.
Legende: Beim Spiel FCZ - FCSG (1:3) am 25. Juli Schiedsrichter Adrien Jaccottet konsultiert das Video. Freshfocus

Wie gut war der VAR?

Die Saison 2019/20 geht auch als die erste in der Geschichte des Schweizer Fussballs mit VAR (Video Assistant Referee) ein. Fiel das Fazit nach der Hinrunde noch positiv aus, so drängten sich in den letzten Wochen doch Fragen auf. Warum interveniert der VAR so selten? Bei krassen Fehlentscheidungen müsste er dies ja eigentlich.

Immerhin gab es hierzulande keinen Penalty-Rekord wie in der Serie A (sagenhafte 187 Strafstösse in 380 Partien) und in der Primera Division (149 Penaltys) zu vermelden. 47 Mal in 180 Spielen zeigten die Schiedsrichter auf den Punkt, ein absolut durchschnittlicher Wert.

Wie geht es weiter?

Am 11. September soll die Saison 2020/21 beginnen. Doch wie steht es um die Finanzen der Schweizer Klubs? Bis im Juni sei man liquide, sagte FCB-Präsident Bernhard Burgener Ende April. Bei Eintreffen der Ratenzahlungen aus Transfers sei man «safe» bis im Oktober.

«Wir haben genug Geld bis August», kündigte Thun-Präsident Markus Lüthi vor einem Monat an. Den Covid-Kredit über 500'000 Franken vom Bund habe man bezogen. Die Investitionen in den Nachwuchs drohen gemäss Lüthi zu versiegen. Nun muss Thun auch noch die Barrage überstehen.

Die Liga arbeitet mit Hochdruck an einem Konzept, das mehr Fans in den Stadien zulässt. Ansonsten sieht es bald sehr düster aus. Dabei erlebt der Schweizer Fussball seit dem Jahrtausendwechsel einen Stadion-Boom. Aufsteiger Lausanne will im November das neue Stade de la Tuilière eröffnen. In Lugano wurde trotz Corona-Krise ein 14-Millionen-Franken-Kredit gutgeheissen. Das Cornaredo soll bald einem modernen Komplex Platz machen.

Blick in das neue Stadion in Lausanne
Legende: Schon fast fertig Das neue Stadion in Lausanne soll im November eröffnet werden. Keystone

SRF zwei, sportlive, 03.08.20, 20:10 Uhr ; 

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