Es lief die 81. Minute im EM-Achtelfinal zwischen England und Deutschland, als Thomas Müller beim Stand von 0:1 alleine auf Jordan Pickford losstürmte. Der Bayern-Stürmer schob den Ball aber am linken Pfosten vorbei. Statt 1:1 hiess es wenig später 0:2 – das Out für die Deutschen war besiegelt.
Da war er, dieser eine Moment, der dir am Ende in Erinnerung bleibt, der dich nachts um den Schlaf bringt.
Müller war nach seiner vergebenen Riesenchance zum möglichen Ausgleich untröstlich. «Da war er, dieser eine Moment, der dir am Ende in Erinnerung bleibt, der dich nachts um den Schlaf bringt», schrieb er bei Instagram. Das Foto, das er zu seinem Beitrag stellte, sprach Bände: Müller kniet auf dem «heiligen» Rasen von Wembley und rauft sich verzweifelt die Haare.
10 Tore an einer WM – 0 Tore an einer EM
Er habe es in der Hand gehabt, «eine ganze Fussballnation in Ekstase zu versetzen», haderte Müller. Sein Fehlschuss «tut mir verdammt weh» – für seine Mannschaft, aber auch für «unseren Trainer» Joachim Löw. Vor allem aber schmerze es «wegen all der Deutschland-Fans da draussen».
Während England den Fluch gegen die Deutschen ablegen konnte, geht für Müller der EM-Fluch weiter. An Weltmeisterschaften schoss er in 13 Partien 10 Tore, an der EURO blieb er auch nach seinem 15. Einsatz ohne Torerfolg.
Setzt Flick auch als Bundestrainer auf Müller?
Die nächste Chance, diesen Fluch zu beenden, kommt erst an der Heim-EURO in 3 Jahren. Müller wäre zu diesem Zeitpunkt fast 35 Jahre alt – ob er dann noch in Nationaldress aufläuft, steht allerdings in den Sternen. Sein Out in der DFB-Elf war eigentlich schon im März 2019 besiegelt, als er von Joachim Löw aussortiert wurde. Kurz vor der EM machte der abtretende Bundestrainer allerdings eine Kehrtwende und berief Müller zurück ins Team.
«Ob er nach der EM zur Verfügung steht, wurde noch nicht besprochen», sagte DFB-Direktor Oliver Bierhoff vor einigen Tagen. Müller selbst äusserte sich nicht dazu.
Entscheiden muss nun ein anderer: Hansi Flick, der nach 15 Jahren Löw als DFB-Trainer ablöst. Und Flick war es, der Müller bei den Bayern vom Reservisten wieder zum Stammspieler gemacht hat. Gut möglich also, dass Müllers Zeit in der Nationalmannschaft noch weitergeht.