Die blutleere Vorstellung beim 0:2 in der WM-Qualifikation in der Slowakei hat im deutschen Lager Spuren hinterlassen. In einer ersten Aufarbeitung unmittelbar nach dem Schlusspfiff fielen immer wieder die Worte «Emotionalität» und «Leidenschaft». Oder vielmehr stellte man sich die Frage: Wo waren diese Tugenden geblieben?
Das Problem mit der Einstellung
«Ich kann dieses ewige ‹Qualität, Qualität› nicht mehr hören. Wir müssen emotional Fussball spielen! In jedem Spiel! Wir haben jetzt noch fünf Spiele, die müssen wir alle gewinnen – und zwar deutlich», forderte Trainer Julian Nagelsmann.
Auch Captain Joshua Kimmich sah «einzig und allein» die Einstellung als Problem. «Wenn wir so auftreten, dann wird das sicherlich nichts mit der Qualifikation», warnte der Münchner vor dem zweiten Spiel am Sonntag in Köln gegen Nordirland. Es werde zwar «nicht passieren, dass wir uns gegenseitig zerlegen oder Vorwürfe machen», es müsse aber jeder «spüren, was auf dem Spiel steht».
WM-Titel weiterhin das Ziel
Nagelsmann hinterfragte nach dem missratenen Auftritt gar seine Personalpolitik. «Vielleicht müssen wir tatsächlich weniger auf Qualität setzen, sondern auf Spieler, die einfach nur alles reinwerfen», sagte der 38-Jährige. Man könne dennoch nicht davon ausgehen, dass er das Kader bei der nächsten Nominierung radikal verändern werde, denn «ich habe ja nicht 150 Deutsche zur Auswahl.»
Trotz Holperstart möchte Nagelsmann am ausgerufenen Ziel, dem WM-Titel 2026, festhalten. «Es zu ändern, wäre unglaubwürdig», sagte der DFB-Coach. «Aber natürlich stehe ich heute nicht überragend gut da, das weiss ich. Aber es wäre ein fatales Zeichen zu sagen, wir wollen nicht mehr Weltmeister werden.»