Geträumt hat Kariem Hussein wie wohl jeder Athlet schon lange von Edelmetall an einem Grossanlass. Als ihm dann am vergangenen Sonntag als Studiogast im «sportpanorama» das erste Mal die EM-Medaillen von Zürich präsentiert wurden, wollte er aber nicht hinsehen. «Aber ich habe gehofft, dass ich Edelmetall hole», gestand er nach seinem sensationellen Triumph über 400 m Hürden 5 Tage später.
«Es war unglaublich»
Die Art und Weise, wie sich der 25-jährige Thurgauer als erst fünfter Schweizer zum Europameister machte, war beeindruckend. Er teilte sein Rennen taktisch geschickt ein und ging kurz vor der Zielgeraden in Führung - obwohl auch bei ihm die Kräfte schwanden, wie er zugab. «Doch das Publikum hat mich getragen», so Hussein begeistert. Nach der 10. Hürde sei er beinahe umgefallen, «aber es ging trotzdem irgendwie. Es war unglaublich.»
Kurz nach dem Goldgewinn konnte der Medizinstudent seine Leistung dann aber noch nicht einordnen. «Ich dachte, dass ich weinen würde, aber ich bin komplett leer», gestand er. «Ich habe alles in den Lauf gesteckt.»
Krönung einer steilen Karriere
Der Lauf zu EM-Gold ist vorerst die Krönung einer steilen Karriere. Erst im Alter von 19 Jahren wurde er an einem Mittelschulsporttag entdeckt und stiess so zur Leichtathletik - was manche offenbar zum Spott veranlasste, wie Hussein nun erzählte. «Ich muss auch denen danken, die mich auslachten. Denn das war die grösste Motivation», so der 25-Jährige.
Röthlins «Forderung» erfüllt
Eine zusätzliche Motivation dürfte auch Viktor Röthlin gewesen sein. Scherzhaft habe der Marathonläufer Hussein dazu aufgefordert, eine Medaille zu holen, um den Druck von ihm und Tadesse Abraham zu nehmen. Diese Forderung erfüllte Hussein nur zu gerne. Und als er am späten Freitagabend im Zürcher Letzigrund bei der Schweizer Hymne an der Siegerehrung die eine oder andere Träne verdrückte, begann wohl auch er langsam zu realisieren, was er geleistet hat.
Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 15.08.2014, 17:50 Uhr