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Leichtathletik-EM Viktor Röthlin: Die Ehrenrunde ist zu Ende

Mit seinem 27. und letzten Marathon hat Viktor Röthlin in Zürich seine Ehrenrunde beendet und tritt mit einer weiteren Bronzemedaille um den Hals als erfolgreichster Langstreckenläufer der Schweiz zurück.

Vor zwei Jahren, nach seinem 11. Platz beim Olympia-Marathon in London, hatte sich Viktor Röthlin entschieden, eine Ehrenrunde zu drehen. Eine Ehrenrunde, die ihn bis zum EM-Marathon in Zürich führen sollte und die dort nun mit dem 3. Rang in der Team-Wertung ein erfolgreiches Ende gefunden hat.

«Vor dem Heimpublikum zurücktreten zu dürfen, das ist ein riesiges Privileg», begründete der Kernser, weshalb er ein letztes Mal aufgebrochen war. «Ich werde nochmals 100 Prozent geben, um am 17. August Schweizer Sportgeschichte schreiben zu können.»

Über Silber und Bronze zu Gold

Nun ist Röthlin der einzige Schweizer Leichtathlet mit drei EM-Medaillen, wobei die aktuelle von Zürich nur zum Marathon-Europacup zählt und nicht in die offiziellen Statistiken einfliessen wird. Doch Sportgeschichte hatte er schon vor den Heim-Titelkämpfen geschrieben: 2006 holte der akribische Planer, der seine Vorbereitung und die Rennen wie kein Zweiter analysiert, an der EM in Göteborg die Silbermedaille.

2007 lief er in Osaka zu WM-Bronze, wenige Monate später senkte er am Städtemarathon von Tokio den Schweizer Rekord auf 2:07,23 Stunden. Im Zenit seiner Leistungsfähigkeit gewann er bei den Olympischen Spielen in Peking 2008 ein Olympiadiplom (Rang 6) und war gleichzeitig der schnellste weisse Läufer.

Von Höhen und Tiefen

Dann folgte die Zäsur: Im März 2009 erlitt Röthlin im Trainingslager in Kenia kurz hintereinander zwei Lungenembolien, bei denen er nicht nur um seine Karriere, sondern auch um sein Leben fürchten musste.

Dass er sein Überleben wohl insbesondere der Tatsache verdankte, dass er als Marathonläufer sehr gut trainiert war, liess ihn seine Sportkarriere fortsetzen. Röthlin kämpfte sich zurück und gewann nach langer Rekonvaleszenz im folgenden Jahr an der EM in Barcelona mit einem beeindruckenden Solo den Europameister-Titel.

Kämpfen bis zum Schluss

Auch die Ehrenrunde bis zum Zürcher EM-Marathon wurde kein Spaziergang. Vom Experiment Jungfrau-Marathon 2013 erholte er sich nicht wunschgemäss und musste seine Planung danach immer wieder neu justieren. Hinzu kam die mentale Schwierigkeit, dass er von Tadesse Abraham, den er lange noch als Mentor begleitet hatte, als Schweizer Nummer 1 abgelöst wurde.

Doch Röthlin bewies auch zum Schluss noch einmal seine hohe Leidensfähigkeit und bewies, dass ein Langstreckenläufer sein Rennen stets im Kopf entscheidet. Der EM-Marathon von Zürich setzte damit das Ausrufezeichen hinter der Karriere von Viktor Röthlin, dem erfolgreichsten Schweizer Marathonläufer aller Zeiten.

Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 17.08.2014, 14:50 Uhr / sportpanorama, 17.08.2014, 18:15 Uhr

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