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Leichtathletik-EM Viktor Röthlin und der Abschied von Muottas Muragl

Zwei Monate vor seinem 40. Geburtstag will Viktor Röthlin in Zürich seinen 27. und letzten kompetitiven Marathon laufen. Bereits jetzt heisst es für den erfolgreichsten Schweizer Langstreckenläufer Abschied nehmen von seinem jahrelangen Höhen-Quartier im Engadin.

Viktor Röthlin vor dem EM-Marathon

Am 17. August um etwas nach 11:00 Uhr werden die ersten Läufer am Zürcher Bürkliplatz über die Ziellinie laufen. «Mission: Completed» wird es dann auch für Viktor Röthlin heissen, der nach Höhepunkten wie dem EM-Titel 2010 oder WM-Bronze 2007 nochmals zu den Schnellsten gehören will.

Abschied von Muottas Muragl

Seit Anfang Juni befindet sich Röthlin im Höhentraining im Engadin. Zum 11. Mal hat er dabei sein Quartier in Muottas Muragl auf 2454 Metern über dem Meer aufgeschlagen. «Wir haben gemerkt, dass der Effekt, den wir in St. Moritz erzielen, allein nicht reicht - daraus ist Muottas Muragl entstanden.» Nun ist er ein letztes Mal dort und verspürt durchaus Wehmut: «Das Leben, wie ich es die letzten 20 Jahre gelebt habe, neigt sich nun dem Ende zu.»

Ausflüge auf neuen Pfaden

In der Vorbereitung auf seinen letzten Marathon hat Röthlin in den letzten Monaten aber nicht nur auf Bewährtes gesetzt, sondern ist auch neue Wege gelaufen. So bestritt er im letzten Jahr erstmals den Jungfrau-Marathon und belegte dort Rang 3.

Danach gab es aber auch Rückschläge zu verkraften, denn vom Berglauf-Abenteuer erholte sich der Obwaldner nicht wunschgemäss und musste darauf den Fukuoka-Marathon absagen, den er als Städtelauf-Dernière eingeplant hatte.

Polyterrasse in St. Moritz

Wenn Röthlin nun in St. Moritz unterwegs ist, so tut er dies auf einer Laufstrecke, die dem Terrain in der Limmatstadt optimal entspricht. So simuliert er beispielsweise den steilen Anstieg zur Polyterrasse mit einem Schlenker vom Bahnhof St. Moritz hoch ins Dorf und wieder runter nach St. Moritz Bad. «Pain is temporary, glory stays forever», kommentiert er dieses Schlüsseltraining auf seiner Website.

Zeiten lassen hoffen

Ein wettkampfmässiger Trainingsausflug zu Tal zeigte, dass der Fahrplan stimmt: Ende Juni belegte er beim Halbmarathon im tschechischen Olomouc hinter 6 Kenianern den 7. Platz. Dafür benötigte er 63,23 Minuten, was einen Schnitt von 3 Minuten/Kilometer bedeutet. Die Zeit stimmt zuversichtlich in Bezug auf Röthlins massiven Laufumfang: Drei Tage vorher hatte er noch einen Lauf über 40 km absolviert.

Gut für Kopf und Selbstvertrauen

«Das zeigt, dass der alte Mann 8 Wochen vor der EM auf dem richtigen Weg ist. Es bedeutet in dem Sinn nichts – jedoch ist es gut für den Kopf, gibt Selbstvertrauen.» Noch vor dem Höhentraining hatte Röthlin im Mai beim GP Bern den 7. Rang belegt, wobei er über die dortigen 10 Meilen (16,094 km) erstmals unter 50 Minuten blieb. Was diese Zeiten wert sind, wird sich am letzten Tag der EM zeigen: Um etwas nach 11:00 auf dem Bürkliplatz in Zürich.

Sendebezug: SRF zwei, sportaktuell, 16.07.14, 22:20 Uhr

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