Die Äuglein waren wegen dem Schlafmanko auffallend klein, dennoch war das Dauer-Grinsen bis zum Schluss riesig und vor allem echt. So präsentierte sich Angelica Moser am Montagabend während rund 20 Minuten den Usern auf dem Instagram-Kanal von SRF Sport (das ganze Gespräch oben im Video) .
Die 23-Jährige durfte nochmals ausführlich von ihrem überraschenden Titelgewinn an der Hallen-EM im polnischen Torun erzählen. Sie berichtet von aufwühlenden und höchst emotionalen zwei Tagen, die nun hinter ihr liegen.
Nach einem nervenaufreibenden, weil harzigen Auftakt in den Wettkampf war die Stabhochspringerin nicht mehr zu bremsen: Sie sprang zu persönlicher Besthöhe, sogar zweimal (bis auf 4,75 m) – und schliesslich zu Gold. «Mein Hirn musste hinterher auf Hochtouren arbeiten, um fassen zu können, was ich effektiv erreicht habe», erzählt sie.
Nach dem Mitternachts-Trip ist Erholung angesagt
Am Sonntagabend sorgte Sprinterin Ajla Del Ponte für das zweite Schweizer Gold. Dies verstärkte Mosers Glücksgefühl. Und fortan hiess es zwar nicht «Sleepless in Seattle», stattdessen «schlaflos in Polen». Denn ohne ein Auge zugemacht zu haben, ging es morgens um 2:20 Uhr an den Flughafen.
Auf den Bustransfer folgten ein Inlandflug und die Rückreise von Warschau nach Zürich. Anstrengend sei es gewesen: «Es braucht noch eine Weile, bis ich mich ganz erholt habe.»
Moser freut sich, wenn sie mit ihrem Erfolg andere Leute inspirieren kann, für sie ist das ein Privileg. «Viele, die in der Öffentlichkeit stehen, empfinden das als Druck. Sie haben das Gefühl, immer perfekt sein zu müssen, vor allem im Zusammenhang mit den sozialen Medien», sinniert sie.
Ich konnte meine Probleme angehen und überwinden.
Doch Moser ist viel tiefgründiger und weiss: «Jeder Mensch hat Fehler.» Auch sie erlebte Schattenseiten, überwand erst kürzlich ihre Essstörungen und macht kein Geheimnis daraus. Vielmehr betont sie: «Ich konnte meine Probleme angehen und überwinden. Heute lenkt mich dies nicht mehr ab.»
Gestärkt durch diese Leidenszeit und beflügelt dank dem Gold-Coup, packt sie die Zukunft an. Der nächste Fixpunkt sind im kommenden Sommer die Olympischen Spiele in Tokio. «Ich bin bereits qualifiziert und habe so Planungssicherheit. Entsprechend kann ich meinen nächsten Peak auf den Anlass im August ausrichten», sagt Moser voller Vorfreude.