Am Freitag beginnt in Eugene (USA) die Leichtathletik-WM. Bereits in der Nacht auf Samstag steht mit Simon Ehammer einer der heissesten Schweizer Medaillenkandidaten ein erstes Mal im Einsatz. Der Appenzeller Zehnkämpfer, der im Bundesstaat Oregon im Weitsprung antritt, ist in der Qualifikation gefordert (der Final findet in der Nacht auf Sonntag statt).
Am 28. Mai war es, als Ehammer die Weitsprung-Elite so richtig schockte. Im Rahmen des Mehrkampf-Meetings in Götzis (AUT) landete der 22-Jährige erst bei 8,45 m. Weiter ist in dieser Outdoor-Saison bis heute keiner gesprungen. Und so brach Ehammer vor einigen Tagen denn auch nicht als x-beliebiger Weitspringer zu seiner ersten USA-Reise auf, sondern als ernst zu nehmender Medaillenanwärter.
Solche Stadien sind wir uns nicht gewöhnt, das macht es einzigartig.
Von der Anlage in Eugene zeigte sich Ehammer am Tag vor der Quali sehr angetan. «Man merkt, dass es ein reines Leichtathletik-Stadion ist, auf die Bedürfnisse der Athleten wurde eingegangen. Solche Stadien sind wir uns nicht gewöhnt, das macht es einzigartig.» Mit der Weitsprunggrube konnte sich der Ostschweizer bereits vertraut machen, das Gefühl ist gut.
In der Quali muss Ehammer entweder die Weite von 8,15 m knacken – oder mindestens 20 der 31 Konkurrenten hinter sich lassen. Sein Plan tönt simpel: «Ich werde versuchen, im ersten Versuch meinen Topsprung zu zeigen – und danach die Nagelschuhe wieder ausziehen.» Ehammer rechnet, dass für den Final der besten 12 Athleten eine Weite von 7,90 bis 8,00 m nötig sein wird.
Zuerst in den Final – und dann?
Wer als Jahresweltbester bei der WM antritt, hegt in der Regel ambitionierte Ziele. Das ist auch bei Ehammer nicht anders. «Als World-Leader will man nicht ohne Medaille nach Hause», sagt er selbstbewusst. Der U23-Europameister von 2021 weiss aber auch, dass der Grat zwischen Sieg und Niederlage sehr schmal ist: «Es kann ganz böse kommen und ich scheide in der Quali aus. Es kann aber auch sein, dass ich in die Top 8 springe oder gar eine Medaille gewinne.»
Ein Blick auf die Startliste zeigt, dass 7 Teilnehmer in dieser Freiluft-Saison 8,25 m übersprungen haben. Aber nur Ehammer flog weiter als 8,40 m. Trifft der Appenzeller bei seinen 3 Versuchen in der Quali einmal den Balken gut, sollte der Final Formsache sein. Und dann ist tatsächlich alles möglich.
Mit Benjamin Gföhler startet ein zweiter Schweizer am 1. WM-Tag zur Weitsprung-Qualifikation.