Als Justin Gatlin vor zwei Jahren Weltmeister geworden war, hielt sich die Freude über dessen Sieg in Grenzen. Der bereits zweimal wegen Dopings gesperrte Amerikaner wurde vom Londoner Publikum gar ausgepfiffen.
Das ist Christian Coleman am Samstagabend in Doha erspart geblieben. Vielleicht lag es aber auch daran, dass der frischgebackene Sprint-Weltmeister seine Ehrenrunde vor praktisch leeren Rängen drehte. Doch die Sache mit den verpassten Dopingkontrollen hängt Coleman noch nach – nach seinem Gold-Coup mehr denn je.
Ich bin nur ein junger schwarzer Mann, der seinen Traum lebt. Es ist enttäuschend, dass jemand Informationen preisgibt, um meinen Ruf zu beschmutzen.
Scharfe Kritik von Johnson
Nach drei verpassten Dopingkontrollen – die Athleten sind verpflichtet, während einer Stunde pro Tag ihren Aufenthaltsort bekanntzugeben – hatte dem 23-Jährigen eine Sperre und damit das WM-Out gedroht. Anfang September aber wurde Coleman von der US-Anti-Doping-Agentur wegen einem Formfehler freigesprochen.
Nicht nur an der internationalen Medienkonferenz nach dem 100-m-Rennen musste sich Coleman diesbezüglich kritische Fragen gefallen lassen. Der ehemalige Weltklasse-Läufer Michael Johnson etwa schoss scharf gegen seinen Landsmann. «Es disqualifiziert ihn voll und ganz zu diesem Zeitpunkt das Gesicht unseres Sports zu sein», so der mittlerweile 52-Jährige.
Coleman sieht sich als Opfer
Gegenüber den Journalisten, die ihn immer wieder auf die verpassten Dopingkontrollen ansprachen, bezeichnete sich Coleman als Opfer einer Kampagne. «Ich bin nur ein junger schwarzer Mann, der seinen Traum lebt. Es ist enttäuschend, dass jemand Informationen preisgibt, um meinen Ruf zu beschmutzen», wehrte sich der Mann aus Atlanta.
Coleman betonte immer wieder, «nichts falsch gemacht» zu haben. Auf die Kritik von Johnson angesprochen meinte er nur: «Michael Johnson zahlt weder meine Rechnungen und noch unterschreibt er meine Checks, daher ist es mir egal, was er zu sagen hat.»
Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 27.09.19, 15:50 Uhr