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Leichtathletik-WM Kenianisches Speerwurf-Märchen (vorerst) ohne Happy-End

Die Sensation in Form einer Medaille hat der kenianische Speerwerfer Julius Yego an der WM in Moskau knapp verpasst. Dennoch ist der «Exot» an der Weltspitze angekommen - wenn auch auf ungewöhnlichen Wegen.

Resultate

Es bedurfte gar eines Telefonats von Russlands Staatschef höchstpersönlich, um die 1. Speerwurf-Medaille Kenias zu verhindern. «Dreieinhalb Stunden vor dem Finale hat mich Präsident Wladimir Putin angerufen. Er sagte, er glaube an mich und meine Frau und erwarte eine Medaille», erzählte Bronze-Gewinner Dimitri Tarabin, der mit seinem letzten Versuch den Kenianer Julius Yego noch vom Podest stiess.

Vor seinem letzten Wurf habe er an den Anruf von Putin gedacht «und dass er vielleicht zuschaut und auf eine Medaille wartet», sagte Tarabin. Der Motivationstrick des russischen Präsidenten zeigte Wirkung. Bis dahin hatte nämlich Yego mit einer Weite von 85,40 auf Platz 3 gelegen. Es wäre die erste Speerwurf-Medaille für Kenia und die Krönung einer aussergewöhnlichen Karriere gewesen.

Technikstudium via Youtube

Doch auch so kann die Leistung von Yego nicht hoch genug eingeschätzt werden. Weil er im Gegensatz zu den meisten anderen Athleten aus seinem Land als Langstrecken-Läufer nichts taugte, versuchte sich der 24-jährige Kenianer in seiner Jugendzeit als Speerwerfer. Und weil sich keine Trainer mit entsprechender Ausbildung finden liessen, brachte sich Yego die Technik selber bei - indem er sich die weltbesten Athleten in dieser Disziplin auf Youtube anschaute und deren Bewegungsabläufe studierte.

Die Erfolge liessen nicht lange auf sich warten. 2011 war er bereits der beste Speerwerfer auf dem afrikanischen Kontinent und 2012 schaffte es Yego gar in den Final bei den Olympischen Spielen in London. In der britischen Hauptstadt klassierte er sich auf Platz 12. Und in Moskau fehlten ihm schliesslich trotz persönlicher Bestweite und kenianischem Landesrekord 83 cm zum grössten Triumph seiner Laufbahn.

Respekt erarbeitet

Mit 24 Jahren dürfte Yego noch die eine oder andere Chance erhalten, sich an Grossanlässen in Szene zu setzen. Dank seinen Leistungen geniesst er mittlerweile auch in der «Läufer-Hochburg» Kenia und in der Sportwelt allgemein - auch Sprintstar Usain Bolt nahm Notiz vom Exploit in Moskau - grossen Respekt.

Auch die Trainings-Umstände haben sich dank der Unterstützung des Internationalen Leichtathletik-Verbands verbessert. Gut möglich also, dass Yego erst noch zu seinem grössten Wurf ausholen wird.

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