Lange musste Katharina Bauer bei der Qualifikation der Stabhochspringerinnen im Oval ausharren. Die 29-jährige Deutsche hatte bereits bei ihrer Starthöhe von 4,20 Meter dreimal gerissen, das WM-Abenteuer war damit jäh beendet.
Über die Jahre hinweg ist es lebensgefährlich geworden. Ich brauchte deshalb eine Art Lebensretter, der mich vor einem plötzlichen Herztod schützt.
Als Bauer rund anderthalb Stunden später in der Mixed Zone auftaucht, ist die Freude aber bereits wieder zurückgekehrt. «Dass ich hier dabei sein konnte, bedeutet mir alles», strahlt sie. Denn ihre Teilnahme ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Seit April 2018 lebt die Deutsche mit einem implantierten, 28 Gramm schweren Defibrillator.
Seit 2018 mit einem «Rettungssanitäter»
«Ich habe zusätzliche Herzschläge, seit ich 7 Jahre alt bin», erzählt Bauer (siehe Interview oben) . Bis zu 18'000 Mal mehr schlägt ihr Herz pro Tag im Vergleich zu einem normalen. «Über die Jahre hinweg ist es lebensgefährlich geworden. Ich brauchte deshalb eine Art Lebensretter, der mich vor einem plötzlichen Herztod schützt. Jetzt habe ich also einen kleinen Rettungssanitäter drin», schmunzelt die Team-Europameisterin von 2014.
Obwohl die Ärzte ihr vom Spitzensport abrieten, machte Bauer weiter. Aber nicht nur aus egoistischen Gründen. «Ich habe mir gesagt: Wenn es nie jemand vormacht, werden auch nie andere Leute nachkommen», erklärt sie. Einen vergleichbaren Fall gibt es im Stabhochsprung nicht.
Wie viel verträgt der Körper noch?
Nebst ihrer Herzkrankheit hatte Bauer zahlreiche weitere Rückschläge zu verkraften. Ein Bandscheibenvorfall in diesem Jahr ist nur ein Beispiel. Die Deutsche versucht deshalb, jeden Moment zu geniessen. «Ich weiss nicht, wie lange ich noch springen kann. Mein grosses Ziel ist Olympia 2020. Alles was danach noch kommt, ist für mich Zugabe.»
Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 27.9.19, 16 Uhr