Annik Kälin hat ein schwieriges letztes Jahr hinter sich. 2021 war die Bündnerin durch Rückenschmerzen zurückgeworfen worden, musste die Saison vorzeitig abbrechen. Dank angepasstem Training hat die Siebenkämpferin ihre Beschwerden nun aber im Griff – und brilliert seither in der laufenden Saison.
Anfang Mai stellte die 22-Jährige in Grosseto (ITA) mit 6398 Punkten einen Schweizer Rekord auf, nun setzte sie an der WM in Eugene (USA) noch einen drauf. Bei ihrem ersten Freiluft-Auftritt auf der grossen Bühne zeigte die Schweizerin eine bemerkenswerte Konstanz und verbesserte ihren Rekord um weitere 66 Punkte.
In Eugene reichte das am Ende für den sensationellen 6. Rang. Nie zuvor war eine Schweizerin im Siebenkampf besser gewesen, neben Géraldine Ruckstuhls 9. Platz in Doha 2019 ist es überhaupt erst die zweite Top-Ten-Klassierung für die Schweiz an einer WM.
Feiern? Nein, denn die EM naht
Trotz der perfekten WM-Premiere zeigte sich Kälin nach dem zweitägigen Wettkampf entspannt. «Ich war wirklich relativ gelassen und habe einfach versucht, es zu geniessen. Es hat Spass gemacht», sagte die 22-Jährige im Interview. «Dass ich an einer WM so konstant auftreten konnte, ist unglaublich», gab sie dann doch zu.
Vom Feiern spricht die Bündnerin allerdings nicht, vielmehr blickt sie schon voraus. In gut drei Wochen startet bereits die EM in München. Dort wird die Konkurrenz fast genau so gross sein wie in den letzten Tagen in den USA: Der Siebenkampf ist derzeit von den Athletinnen aus Europa geprägt. Unter den Top Ten in Eugene rangierte nur eine Mehrkämpferin, die an der EM nicht startberechtigt ist.
Kälin sowie ihr Vater und Trainer Marco Kälin reden deshalb bereits über ihr Steigerungspotenzial. Zufrieden waren sie in Eugene mit der Schnelligkeit, Luft nach oben sehen sie in den technischen Disziplinen, insbesondere im Hochsprung. Mit dieser Einstellung und diesem Ehrgeiz könnte der Höhenflug von Annik Kälin im 2022 auch in München weitergehen.