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Shooting Star Lionel Spitz Der «Babyface Killer» jagt den Schweizer Rekord

Der 400-m-Läufer wird schneller und schneller. An der WM verfolgt er ambitionierte Ziele.

Es ist ein Eintauchen in eine neue Welt. Obwohl Lionel Spitz bereits bei der EM im vergangenen Jahr in München Luft bei der Elite schnuppern durfte, ist die Weltmeisterschaft in Budapest noch einmal ein ganz anderes Kaliber. «Ich merke, dass alles eine Spur grösser ist. Auf einmal ist die ganze Welt da, das Interesse ist riesig», gerät der 400-m-Läufer geradezu ins Schwärmen.

Spitz wird schneller und schneller

Spitz gehört zu den Senkrechtstartern in der hiesigen Leichtathletik-Szene. Der 22-Jährige katapultierte sich vor einem Jahr mitten in die europäische Spitze, in München erreichte der Shooting Star bei seiner ersten EM-Teilnahme auf Anhieb den Final und wurde schliesslich Siebter. «Der bisher schönste Moment in meiner Karriere», blickt Spitz zurück.

Der schier unaufhaltsame Steigerungslauf fand in der laufenden Saison seine Fortsetzung. Nach einem «holprigen Start», wie er selbst sagt, ging es nur noch aufwärts. Silber bei der U23-EM in Finnland, jüngst die persönliche Bestleistung und der Titel bei den Schweizer Meisterschaften in Bellinzona, als die Uhr bei 45,25 Sekunden stoppte.

Der Schweizer Rekord ist fest in meinem Kopf – vielleicht mehr, als er das sein sollte.
Autor: Lionel Spitz

Mit dieser Zeit befindet sich Spitz bereits in der Nähe des Schweizer Rekords, den Mathias Rusterholz seit 1996 mit 44,99 s hält. Ist diese Bestmarke ein Thema? «Das ist fest in meinem Kopf – vielleicht mehr, als es sein sollte», antwortet Spitz wie aus der Pistole geschossen. Der Rekord sei omnipräsent. In jedem Training, in jedem Rennen.

«Ich will die ‘44’ unbedingt auf der Anzeigetafel sehen», setzt sich der Adliswiler selbst unter Druck. Schon bei der WM? «Ich möchte hier mindestens eines von zwei Zielen erreichen: Entweder in den Halbfinal kommen oder den Schweizer Rekord brechen – am besten natürlich gleich beides zusammen», formuliert Spitz sein ambitioniertes Vorhaben.

Ich muss immer meinen Ausweis zeigen, auch wenn ich ein alkoholfreies Bier kaufen möchte.
Autor: Lionel Spitz

So forsch das Lauftalent seine Ziele formuliert, so schüchtern wirkt es neben der Bahn. Seine jugendlichen Gesichtszüge, gepaart mit seiner Brille, lassen ihn jünger erscheinen, als er tatsächlich ist. Sein Spitzname lautet «Babyface Killer».

Ein «Babyface» mit Killerinstinkt

Doch wie kam es eigentlich dazu? «Ich muss immer meinen Ausweis zeigen, auch wenn ich nur ein alkoholfreies Bier kaufen möchte», kann Spitz selber über sich lachen. «Obwohl ich mittlerweile 22 bin, werde ich viel jünger geschätzt – daher ‹Babyface›. Was ich auf der Bahn zeige, ist aber schon eher killermässig», ergänzt Spitz selbstbewusst.

Seine «Killer-Qualitäten» möchte er nun auch in Budapest unter Beweis stellen. Einen ersten Einsatz mit der 4x400-m-Mixed-Staffel hat er bereits hinter sich. Das angestrebte Ziel – den Finaleinzug – verpasste das Quartett.

Das Positive daran: Spitz dürfte in seinem Vorlauf am Sonntag spritzig genug sein. Der Staffelfinal wäre am Samstagabend auf dem Programm gestanden. Gleich drei 400-m-Rennen in 24 Stunden – das wäre selbst für Energiebündel Spitz eine Herausforderung gewesen.

SRF zwei, sportlive, 19.08.2023, 11:30 Uhr

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