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Zum Weltrekord im Marathon Die Sternstunde der einstigen 800-m-Läuferin

Mit modernsten Schuhen und bei perfekten Bedingungen verblüffte Tigst Assefa alle – auch sich selber.

Tigst Assefa.
Legende: Schrieb in Berlin Sportgeschichte Tigst Assefa. Keystone/ EPA/Filip Singer

Im Ziel angekommen, sank Tigst Assefa auf die Knie. Etwas ungläubig lachte die Marathon-Königin von Berlin nach ihrer Gala für die Geschichtsbücher, ehe sie triumphierend die Arme ausbreitete. Mit einer Fabelzeit von 2:11:53 Stunden pulverisierte die Äthiopierin am Brandenburger Tor den bisherigen Weltrekord – und stellte sogar Superstar Eliud Kipchoge in den Schatten.

«Ich habe nicht erwartet, so schnell zu laufen, also 2:12:00 Stunden zu unterbieten. Aber es ist das Ergebnis harter Arbeit», sagte Assefa. Die Vorjahressiegerin war mehr als 2 Minuten schneller als die bisherige Bestmarke von Brigid Kosgei (2:14:04 Stunden), welche die Kenianerin 2019 in Chicago aufgestellt hatte.

Assefa wurde im 2. Teil noch schneller

Unterstützt von modernster Schuh-Technologie – Adidas hat unlängst ein limitiertes, 600 Franken teures und 138 Gramm leichtes Modell auf den Markt gebracht – und bei perfekten äusseren Bedingungen lief sie den ersten Frauen-Weltrekord in Berlin seit 2001. Vor 22 Jahren war die Japanerin Naoko Takahashi als erste Athletin unter der damaligen Schallmauer von 2:20 Stunden geblieben.

Was an Assefas Fabellauf besonders bemerkenswert ist: Ihre Abschnittszeiten wurden nach der Hälfte der 42,195 Kilometer gar noch schneller. Kilometer 37 absolvierte sie nur 3 Sekunden langsamer als Kipchoge, seines Zeichens Weltrekordhalter bei den Männern.

Assefa, die einst auf der Mittelstrecke über 800 m begann und erst im April letzten Jahres auf den Marathon gewechselt hatte, gewann 2022 noch in 2:15:37 Stunden. In der Athleten-Datenbank von World Athletics wird der historische Berlin-Marathon 2023 als ihr erst dritter professioneller Marathon geführt.

Plötzlich Topfavoritin für Paris

Den Weltrekord hatte sie vor dem historischen Tag denn auch gar nicht im Sinn gehabt. «Das Rennen im letzten Jahr war ein unerwarteter Erfolg für mich. Ich denke, dass ich am Sonntag noch schneller laufen kann», hatte sie gesagt und angefügt, sie «denke nicht an den Weltrekord».

Nun ist sie plötzlich die schnellste Frau der Geschichte und Top-Favoritin für Olympia im kommenden Jahr in Paris. Doch sie erklärte nach ihrem Exploit zurückhaltend: «Das nationale Komitee muss mich erst auswählen.» Dies dürfte nach der Sternstunde in der deutschen Hauptstadt reine Formsache sein.

Radio SRF 3, Nachrichtenbulletin, 24.9.2023, 12:50 Uhr ; 

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