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«Enhanced Games» in Las Vegas Aus der «gefährlichen Schnapsidee» wird Realität

Die «Enhanced Games», ein Sportwettkampf mit vollem Zugang zu Dopingmittel, finden im Mai 2026 in Las Vegas statt. Während die Veranstalter von einer sportlichen Revolution sprechen, ist das Entsetzen in der Sportwelt gross.

Als «Olympische Spiele mit Doping und Geld» beschreibt Gründer Aron D’Souza seine «Enhanced Games». Die Ideen des 40-jährigen australisch-amerikanischen Unternehmers sind höchst umstritten. Einerseits die Doping-Spiele, andererseits die Bestrebung, «Supermenschen» zu erschaffen und dies mit allem, was die Pharmazie an bekannten und unbekannten Mitteln so hergibt: «Medikamente machen kranke Menschen gesund und gewöhnliche Menschen aussergewöhnlich.»

Ein Verrat am Sport

«Das ist eine gefährliche Schnapsidee», sagt Ernst König, Direktor von Swiss Sport Integrity zu den «Enhanced Games»: «Athletinnen und Athleten sind definitionsgemäss schon aussergewöhnlich. Da braucht es keine zusätzlichen Mittel.»

Mit vier Wettkämpfen im Schwimmen, drei Leichtathletik-Sprintdisziplinen und drei Gewichtsklassen im Gewichtheben stehen Disziplinen auf dem Programm, bei welchen vorwiegend Kraft und Explosivität entscheidend sind. Also dürften vor allem anabole Steroide zum Einsatz kommen.

D’Souza beteuert zwar, dass die Teilnehmenden der «Enhanced Games» ärztlich versorgt würden, doch Nebenwirkungen können dennoch auftreten. Bei Männern zeigen sich diese mit Haarverlust, Hodenschrumpfung oder Männerbrüsten. Bei Frauen kann es zu Periodenausfall, Vermännlichung und übermässigen Haarwuchs führen.

Über die schlimmstmögliche Nebenwirkung schreibt das Internationale Olympische Komitee (IOC) in seiner Stellungnahme: «Solche Substanzen können schwerwiegende langfristige gesundheitliche Folgen haben – sogar den Tod – und es ist völlig unverantwortlich und unmoralisch, Sportler zu ihrer Verwendung zu ermutigen. Kein sportlicher Erfolg ist einen solchen Preis wert.» Zudem sei die Einnahme von Doping «ein Verrat an allem, wofür wir stehen». 

Grössere Fairness als Etikettenschwindel

«44 Prozent aller Sportler sind gedopt», zitiert D’Souza eine Dunkelziffer, «erwischt wird aber nur ein Prozent. Als ich das gesehen habe, habe ich bemerkt, wie gross das Problem im Sport ist.»

Oberkörper eines Mannes, der eine Spritze in den Bizeps setzt.
Legende: Alles ist erlaubt Anabole Steroide dürften bei den Teilnehmenden der «Enhanced Games» hoch im Kurs sein. (Symbolbild) Imago/peopleimages

Da bei den «Enhanced Games» alles erlaubt sei, herrsche Chancengleichheit und Fairness. Was aber nicht stimmt, denn nicht alle Athletinnen und Athleten reagieren gleich auf Dopingsubstanzen. Zusätzlich kommt der finanzielle Aspekt: Je effektiver das Mittel, desto höher der Preis und nicht alle Sportler haben denselben Zugang. Also wird die Ungleichheit nicht kleiner, sondern grösser.

Auch für König ist das keine Daseinsberechtigung: «Nur weil es Ladendiebe gibt, bieten Detailhändler ihre Ware auch nicht gratis an.»

Ponti mit klaren Worten

Die Zielgruppe der Organisation sind Sportler und Sportlerinnen, die ihren Zenit überschritten haben. Gedopt sollen sie Weltrekorde brechen, eine Million Dollar winkt als Prämie. Im Juni gelang dies erstmals, als der Grieche Kristian Gkolomeev über 50 m Freistil die Rekordzeit in 21,03 unterbot und 11 Hundertstel schneller schwamm als Weltmeister Cameron McEvoy – aber gedopt.

Auch Noè Ponti stösst das Thema sauer auf: «Am Ende fördern sie so einen unsauberen Sport. Ich finde es moralisch nicht richtig und bin wirklich klar dagegen. Jetzt müssen wir sauberen Athleten halt zeigen, dass wir schneller sind als die gedopten Sportler.»

Der Kampf des organisierten Sports gegen den Doping-Sport ist zur Realität geworden.

SRF zwei, Sportpanorama, 10.08.2025, 18:00 Uhr

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