Martin Fourcade ist daran Ole Einar Björndalen den Titel als «König der Biathleten» abzujagen. Er dominiert die Konkurrenz so, wie es nur wenigen Athleten in ihrer Sportart gelingt. Der 28-jährige Franzose dürfte bald schon seinen 6. Gesamtsieg in Serie feiern. Sein Vorsprung ist kaum mehr einzuholen. Das wäre Rekord.
Mit bereits 10 Saisonsiegen (die 2 Staffelerfolge nicht eingerechnet) ist er in einer tollen Ausgangslage, auch Björndalens Bestmarke von 12 Siegen in einem Winter zu übertreffen. In Hochfilzen geht er in jeder Disziplinen als Favorit an den Start. Wenn er seine Motivation behält, sind weitere von Björndalens vermeintlich «ewigen Rekorden» in Gefahr.
Mit der Intuition zum Sieg
Doch was macht Fourcade so viel stärker als die Konkurrenz? Da ist einmal die Kombination aus guter Laufleistung, hoher Treffsicherheit und schneller Schussabgabe. In keiner «Teildisziplin» ist er haushoch überlegen. Aber keiner hat das bessere «Gesamtpaket» aus diesen drei Teilaspekten.
Fast noch beeindruckender ist Fourcades feinsinnige Intuition. Stéphane Bouthiaux, sein langjähriger Trainer, nennt ihn ein «Monster der Antizipation». Der 10-fache Weltmeister spürt, wann er auf der Loipe attackieren muss, spürt, wenn er am Schiessstand noch einmal neu ansetzen muss. Er hat mehr Möglichkeiten und Waffen als alle anderen.
Bangen bei Gasparin und Wiestner
Die Schweizer haben die Wettkampfpause vor der WM gut genutzt. Nach einigen Tagen zuhause versammelten sich Selina Gasparin, Benjamin Weger und Co. auf der Lenzerheide und trainierten auf der neuen Biathlon-Anlage. Olympia-Silber-Gewinnerin Gasparin wurde aber zweimal gesundheitlich zurückgeworfen. Es ist unklar, ob sie beim WM-Auftakt in der Mixed-Staffel überhaupt mittun kann.
Auch Serafin Wiestner musste wegen eines Magen-Darm-Infekts eine Pause einlegen, dürfte aber am Donnerstag antreten. Die anderen Schweizer hoffen, dass sie vor Viren und Keimen verschont bleiben.
Der McLaren-Report wirft Fragen auf
Mitte Dezember gab die Internationale Biathlon-Union IBU bekannt, dass im McLaren-Report 31 russische Namen auftauchen. Seither wirft der Umgang mit diesem brisanten Dokument mehr Fragen auf, als es Antworten liefert.
- Sind in Hochfilzen Athleten am Start, deren Proben manipuliert wurden? « Man» weiss es nicht. Die bereits zurückgetretenen Olga Wiluchina und Jana Romanowa wurden gesperrt, 22 Untersuchungen wurden mangels Beweisen eingestellt, 7 Fälle sind noch hängig.
- Werden die Strafen verschärft? Die Athleten fordern lautstark härtere Strafen gegen Dopingsünder. Tatsächlich wurde in Hochfilzen entschieden, dass in Zukunft fehlbare Verbände mit höheren Geldbussen und mit dem Abzug von Startplätzen rechnen müssen. Die Idee einer 8-Jahres-Sperre gegen Dopingsünder wurde dagegen verworfen.
- Wie reagieren die sauberen Sportler auf diese Entscheidung? Angeführt von Martin Fourcade drohten die Biathletinnen und Biathleten vor einigen Wochen mit einem Boykott. Das wird kaum passieren. Verstummen werden die kritischen Stimmen aber nicht.
Sendebezug: SRF zwei, «sportaktuell», 08.02.2017, 23:30 Uhr