Was noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen wäre, ist heute Realität: Ein Langläufer gehört zu den grössten Medaillenhoffnungen der Schweiz bei Olympischen Winterspielen. Verantwortlich dafür: Dario Cologna, dreifacher Gewinner der Tour de Ski, Weltmeister, Gesamtweltcup- und nicht zuletzt Olympiasieger. Und eben dieser Ausnahmeathlet zog sich mitten in der Vorbereitung auf den Höhepunkt des Sportjahres eine komplexe Fussverletzung zu.
Ein Schock, nicht nur für den Bündner selber, sondern auch für die Schweizer Sportwelt, die um die Teilnahme des amtierenden «Sportlers des Jahres» bei den Olympischen Spielen in Sotschi bangte.
«Die letzten Wochen waren nicht die schönsten»
Unumwunden gab der Bündner im «sportpanorama» zu, dass der jähe Unterbruch der «Mission Sotschi» auch in emotionaler Hinsicht ein Nackenschlag gewesen war. Wie Cologna aber nach der niederschmetternden Diagnose - zwei Monate Pause, kaum Ernstkämpfe bis Olympia und schliesslich das Forfait für die traditionsreiche Tour de Ski - umging, zeigt, welch grosser Sportgeist auch an regnerischen Tagen im 27-Jährigen steckt: «Anfangs war es natürlich sehr hart. Doch ich richtete den Blick nach vorne, und sah das Positive: Die Saison war noch nicht vorbei - sonst wäre die Motivation natürlich schwieriger gewesen.»
Magnetband und Spezialschlitten statt Tour de Ski
Während sich die Konkurrenz auf der Loipe - und eben erst bei der Tour de Ski - in Ernstkämpfen mass, genoss Cologna eine Olympia-Vorbereitung der anderen Art: Von ersten Aufbautrainings im Krankenbett tastete er sich über ein «Antischwerkraft Magnetband» und einsame Fahrten im Spezialschlitten langsam wieder ans Langlaufen heran. Ganze fünfeinhalb Wochen dauerte es, bis Cologna nach seinem verhängnisvollen Misstritt erstmals wieder auf den Langlaufskiern stand.
Eine Geduldsprobe? «Es gab schon Diskussionen mit dem Physio, als Sportler will man immer so schnell wie möglich zurück. Aber das Warten lohnt sich», sagt Cologna klaglos.
Comeback im Europacup, Gold an Olympia?
Ob sich das Warten tatsächlich gelohnt hat, wird sich spätestens in einem Monat in Südrussland weisen. Zuvor will der Bündner mit italienischen Wurzeln im Europacup wieder ins wettkampfmässige Langlaufen einsteigen, dann stehen zwei Weltcup-Wochenenden an. Genug, um den Rhythmus zu finden und zur Konkurrenz aufzuschliessen? «Für den Formaufbau reicht es. Es ist eine spezielle Situation, aber von der Erfahrung her könnte es gut kommen.»
Die Frage, ob ihm die totale Fokussierung auf Olympia am Ende sogar zum Vorteil gegenüber der mit Weltcup-Sorgen «belasteten» Konkurrenz gereichen könnte, wiegelt Cologna jedoch mit einem Schmunzeln ab: «Sonst würde sich ja jeder den Fuss brechen.»