Adriano Iseppi, 27'000 Zuschauer auf der Lenzerheide, eine super Stimmung. Ist die Schweiz ist eine Langlauf-Nation?
Iseppi: Zumindest eine Austragungs-Nation für Langlauf-Rennen. Die Athleten waren begeistert. Sjur Roethe sprach von einer Atmosphäre fast wie am legendären Holmenkollen. Das war ein super Auftakt in die Tour, auf jeden Fall. Die kommenden Stationen werden das kaum toppen können. Die Lenzerheide ist ein Vorzeige-Beispiel, wie man heute Langlaufrennen präsentieren kann: gute Organisation, schnelle Erreichbarkeit für die Zuschauer aus den Ballungsgebieten, übersichtliche Strecken in einer schönen Landschaft, eine fantastische Atmosphäre.
Dario Cologna lief im Weltcup eher bescheiden, es stehen in diesem Winter keine Titelkämpfe an. Ist Langlauf nicht mehr zwingend eine Cologna-Show?
Cologna trug viel dazu bei, dass eine Langlauf-Verrücktheit entstanden ist. Und die Zuschauer kamen schon auch wegen ihm. Es gibt neben Cologna aber weitere Schweizer, die vorne mitlaufen. Am Samstag überstanden gleich acht Schweizer die Sprint-Quali. Und im Breitensport ist ein Langlauf-Boom entstanden. Das hat auch mit dem Zeitgeist zu tun, die Leute bewegen sich wieder vermehrt in der Natur. Langlauf als sehr komplette Sportart bietet sich dafür an.
Die Athleten freuen sich sehr, dass es nun endlich weiss geworden ist.
Ein Zufall, dass am Freitag acht Schweizer auf der Lenzerheide in den Sprint-Viertelfinals standen?
Nein, es gibt einen Heimvorteil. Die Läufer werden durch das Publikum gepusht. Zudem hatten die Schweizer gutes Material an den Füssen. Das Team kannte den Schnee in Lenzerheide seit einer Woche. Das war für die Sprint-Wettkämpfe ein Vorteil.
Das 30-km-Rennen am Samstag war ein spezielles Bild: Die Loipe als Spur im Grünen. Ist das nur für das Publikum speziell oder auch für die Athleten?
Das ist für die Zuschauer spezieller als für die Athleten. Natürlich laufen die Athleten auch lieber in einer von frischem Schnee verzuckerten Winterlandschaft als im Grünen. Doch die Sportler sind so stark auf den Wettkampf fokussiert, dass dies eine unbedeutende Rolle spielt. Im Training ist das anders: Es ist wenig motivierend, viele kleine Runden zu drehen. Die Athleten freuen sich sehr, dass es endlich weiss geworden ist.
Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 03.01.16, 11:30 Uhr.