Karel Tammjärv hat nach seiner Freilassung aus knapp zweitägiger Haft über seine Zusammenarbeit mit dem in Erfurt festgenommenen deutschen Sportarzt Mark S. ausgepackt. In einer Medienkonferenz vor estnischen Medienvertretern in Innsbruck sagte Tammjärv, dass ihm 2016 erstmals eine Injektion von dem Mediziner angeboten worden und er mehrmals zum Doping nach Berlin sowie Frankfurt gereist sei.
Es gab kleinere und grössere Lügen, warum ich irgendwo anders sein musste.
«Ich habe entschieden, dass ich mit Blutdoping nachhelfen will», sagte Tammjärv. Den Kontakt zu S. habe der frühere estnische Chefcoach Mati Alaver hergestellt. Das erste Mal, dass sein Blut entnommen und ihm wieder zugeführt wurde, sei im Vorfeld der WM 2017 in Lahti geschehen. «Das hat aber nicht funktioniert, weil ich krank war», sagte der 29-Jährige an der Medienkonferenz gemäss dem estnischen Rundfunk ERR .
Deutscher Sportarzt sprach von Paranoia
Der verhaftete Arzt S. sei mit einem Kollegen mehrmals zu Wettkämpfen gereist und habe Tammjärv dort behandelt. Tammjärv sagte, dass er sich vor seiner Verhaftung in Seefeld durchaus beobachtet gefühlt habe, S. habe dies aber als «Paranoia» abgetan. «Aber wir wurden in der Tat verfolgt, und dann gab es die Razzia», sagte Tammjärv.
Das Doping habe er mit den Geldern privater Sponsoren finanziert. Tammjärv und sein ebenfalls in Seefeld verhafteter Teamkollege Andreas Veerpalu hätten abseits der restlichen estnischen Nationalathleten leben müssen, um ihre Dopingpraktiken zu verheimlichen. «Es gab kleinere und grössere Lügen, warum ich irgendwo anders sein musste», sagte Tammjärv.
Sendebezug: SRF zwei, seefeld aktuell, 01.03.2019, 18:30 Uhr