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Nach WM-Titel in Doha Judoka Stump: «Mega, dass alles aufgegangen ist»

Nach dem Exploit an der WM in Doha spricht Judoka Nils Stump über seine Sternstunde und weitere Ziele am Horizont.

SRF: Nils Stump, Ihr Triumph ist noch keine 24 Stunden her, wir erreichen Sie aber nicht in Doha, sondern auf den Seychellen.

Stimmt, ich bin nach dem Turnier gleich in die Ferien geflogen. Nicht, um den Erfolg zu feiern, der Urlaub war schon vorher geplant (lacht). Ein bisschen Schlaf konnte ich im Flugzeug nachholen.

Wie fielen die Reaktionen auf den WM-Titel aus?

Ich habe sehr viele Nachrichten von Familie und Freunden bekommen. Noch habe ich nicht allen Leuten zurückschreiben können.

Sie sind der erste Schweizer Judo-Weltmeister überhaupt, was bedeutet Ihnen das?

Ich habe mich extrem gefreut, dass ich einen solchen Erfolg für die Schweiz erkämpfen konnte. Es ist mir eine Ehre, dass ich das für den Schweizer Judo-Sport erreicht habe.

Hat sich dieser Erfolg für Sie angekündigt oder waren Sie doch ein bisschen überrascht?

Ich wusste aufgrund der guten Resultate an den Grand Slams, dass ich fit bin und bereit sein werde. Ich bin aber an das Turnier herangegangen wie an jedes andere, schaute von Kampf zu Kampf. Dass alles aufging, ist natürlich mega.

Wann haben Sie daran geglaubt, dass der Titel möglich ist? Wurden Sie nicht nervös?

Wenn ich in einem Turnier drin bin, lässt die Nervosität jeweils schnell nach. Und je näher ich dem Titel kam, desto mehr wollte ich ihn.

Ich konnte mich zuerst nicht richtig freuen. Aber ich habe den Kampf gewonnen, das ist die Hauptsache.
Autor: Nils Stump über die Disqualifikation seines Gegners im Final

Was genau ist im Final passiert? Sie blieben liegen, Ihr Gegner wurde disqualifiziert.

Mein Gegner Manuel Lombardo, hat einen Angriff gestartet und ist mit dem Kopf auf der Matte aufgeschlagen. Das hat nach Regelbuch eine Disqualifikation zur Folge, weil es gefährlich für die Athleten ist. Ich hätte den Kampf natürlich lieber mit einer Wertung entschieden. Es ist schade, dass es so geendet hat.

Trübt das die Freude über den Titel ein wenig?

Ich konnte mich zuerst schon nicht richtig freuen. Aber ich habe den Kampf gewonnen, das ist die Hauptsache. Weltmeistertitel ist Weltmeistertitel.

Erwarten Sie nun einen «Boost» für den Schweizer Judosport?

Es wäre schön, wenn sich Kinder und Jugendliche nun etwas mehr für Judo interessieren und mit dem Sport beginnen würden. Ich denke schon, dass der Titel den Schweizer Judosport weiterbringt.

Mein grosses Ziel ist Olympia 2024 in Paris.
Autor: Nils Stump

Für die WM reisten Sie nach Katar. Anstehende Turniere finden in Tadschikistan, Kasachstan oder der Mongolei statt. Lassen sich Ihre Ausgaben durch den Sport refinanzieren?

Ja, ich kann momentan vom Judo leben, auch wenn ich nicht reich werde damit (lacht).

Welches sind Ihre nächsten Ziele? Jürg Röthlisberger holte 1980 Olympia-Gold für die Schweiz ...

Das wäre natürlich ein Traum. Die Saison geht zunächst aber ganz normal weiter, es folgen weitere Grand-Slam-Turniere. Die EM Ende Jahr in Rotterdam wird ein Höhepunkt. Mein grosses Ziel ist jetzt aber schon Olympia nächstes Jahr in Paris. Für die Qualifikation konnte ich mit dem WM-Titel Punkte sammeln. Die Ausgangslage ist gut.

Das Gespräch führte Daniel Bossi.

Radio SRF 3, Morgenbulletin, 10.05.2023, 07:30 Uhr ; 

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