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Australier schreibt Geschichte Hindleys dreifach emotionaler Giro-Triumph

Jai Hindley ist der erste australische Giro-Sieger. Der 26-Jährige feierte aber vor allem auch das Wiedersehen mit seinen Eltern.

Jai Hindley
Legende: Ein Traum in Rosa Jai Hindley mit der Giro-Trophäe. imago images/NurPhoto

Die Radsport-Welt hat seit Sonntag einen neuen Stern am Himmel: Beim abschliessenden Zeitfahren liess sich Jai Hindley nicht mehr von der Spitze des Giro d'Italia verdrängen und fuhr als erster Australier überhaupt zum Sieg an der Italien-Rundfahrt. Die historische Note seines Triumphes war Hindley bei den Feierlichkeiten im Amphitheater Veronas durchaus bewusst.

«Ich bin stolzer Australier und freue mich riesig», sagte der 26-Jährige. Aufgrund der Vorgeschichte hätte man sich durchaus fragen können, ob Hindley den Bezug zu seinem Heimatland nicht schon verloren habe. Seit zweieinhalb Jahren ist er nicht mehr in Perth gewesen, wo er herkommt.

Scharte von 2020 ausgewetzt

Das letzte Mal hatte er Verwandte und Bekannte bei einem kurzen Zwischenstopp im Februar 2020 gesehen – dann kam die Pandemie und für Hindley eine Zeit, in der er seine Rad-Karriere in Europa so richtig lancierte.

Am Giro stand er vor zwei Jahren schon einmal vor dem Gesamtsieg, liess sich die Maglia Rosa aber am letzten Tag noch vom britischen Ineos-Youngster Tao Geoghegan Hart (GBR) wegschnappen – ebenfalls in einem Zeitfahren. Nicht so diesmal. Weil Hindley einfach ausblendete, dass es hier um etwas ganz Grosses ging, wie er sagte.

Dass man seine Eltern zweieinhalb Jahre nicht sieht, ist einfach unglaublich.
Autor: Jai Hindley

Die Krönung des Erfolgs war für den Westaustralier, dass er ihn endlich wieder einmal mit seinen Nächsten teilen konnte. Vater Gordon, der einst aus England nach «Down Under» ausgewandert war und seine Söhne zum Radsport brachte, und Mutter Robyn hatten bereits ein paar Tage vorher angekündigt, nach Italien zu reisen. Dass sie zusätzlich zur Wiedersehensfreude auch noch das bisherige Karriere-Highlight ihres Sprösslings erleben würden, hätten sie wohl nicht unbedingt erwartet.

«Als ich hörte, dass sie kommen würden, war ich wirklich aus dem Häuschen», lachte Hindley. «Dass man seine Eltern zweieinhalb Jahre nicht sieht, ist einfach unglaublich. Sie hier zu haben, ist sehr, sehr speziell. Ich werde jede Minute geniessen.»

Jai Hindley
Legende: Zurück im Kreis seiner Eltern Jai Hindley mit Vater Gordon und Mutter Robyn. imago images/Zuma Wire

Die Geister der Vergangenheit vertrieben, Sportgeschichte für das Land geschrieben und endlich wieder die Liebsten geherzt – keine schlechte Bilanz. Doch Hindley hat mit seinem bayrischen Rennstall Bora-Hansgrohe weitere Ziele. Auch an der Tour de France dürfte die Equipe mit Fahrern wie dem russischen Tour-de-Romandie-Sieger Alexander Wlassow, dem Niederländer Wilco Kelderman oder auch dem Kolumbianer Sergio Higuita eine schlagkräftige Truppe zusammenstellen.

Ob Hindley dereinst gleich in die Fussstapfen von Cadel Evans tritt, der 2011 die «Grande Boucle» gewann und der andere australische Grand-Tour-Sieger ist, bleibt abzuwarten. Im Vordergrund steht für den 26-Jährigen, der die Tour de France noch nie bestritten hat, eher die Strassen-WM in Wollongong (AUS) im September. «Eine Heim-WM ist etwas Besonderes. Da wäre ich schon sehr gerne dabei», so Hindley. Argumente hat er mehr als genug gesammelt.

Giro d'Italia

SRF zwei, «Sportpanorama», 29.5.2022, 18:05 Uhr ; 

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