In der 2. Etappe hatte sich Marc Hirschi im Finish Julian Alaphilippe geschlagen geben müssen. Am letzten Sonntag war beim 9. Teilstück seine lange Flucht letztlich knapp nicht mit dem Sieg gekrönt worden. In Sarran Corrèze holte der 22-Jährige das Verpasste nun eindrücklich nach und feierte seinen grössten Erfolg. «Es ist einfach unbeschreiblich», freute er sich im Siegerinterview.
Die zuvor knapp verpassten Etappensiege seien entscheidend gewesen für den Triumph. «Meine bisherigen Leistungen haben mir viel Selbstvertrauen gegeben. Ich hätte sonst nie in diesem Aufstieg alleine angegriffen. Ich dachte mir: ‹Jetzt oder nie›», so der Berner.
Erst einen Kilometer vor dem Ziel wusste ich, dass ich es packe.
Es war wieder ein sehr mutiger Versuch von Hirschi. Nach seiner Attacke hatte er noch 28,2 km vor und starke Verfolger hinter sich. Natürlich wurden beim Ittiger da Erinnerungen wach: «Ich hatte immer meine Zweifel. Die Bilder von den beiden Etappen, als ich schon nahe am Sieg dran war, waren in meinem Kopf.» Lange habe er nicht geglaubt, dass er es auch wirklich schaffen kann. «Erst einen Kilometer vor dem Ziel wusste ich, dass ich es packe.»
8 Jahre nach Cancellara
Hirschi sorgte für den ersten Sieg eines Schweizers bei der Tour de France seit 8 Jahren. Damals gewann Fabian Cancellara, der ebenfalls in Ittigen wohnt und nun Hirschis Manager ist, den Prolog in Lüttich. Insgesamt ist es der 59. Tagessieg eines Schweizers an der «Grande Boucle».
Seine Leistung brachte Hirschi bereits zum dritten Mal die rote Startnummer für den kämpferischsten Fahrer des Tages ein. Angesichts seiner Form ist es gut möglich, dass er diese Auszeichnung auch am Schluss in Paris für die gesamte Rundfahrt erhalten wird.
Wir erleben hier live, wie eine Legende entsteht.
Der neuerlich grandiose Auftritt Hirschis brachte auch die Experten zum Schwärmen: «Wir erleben hier live, wie eine Legende entsteht. Einer wie Bernard Hinault, der über Jahre die Tour prägen kann», sagte der frühere deutsche Ausreisserkönig Jens Voigt euphorisiert am Eurosport -Mikrofon.
Unabhängig davon, ob Hirschi tatsächlich einmal in die Fussstapfen des Tour-Rekordsiegers Hinault treten kann, gehört er nun definitiv schon zu den ganz grossen Entdeckungen der diesjährigen Tour.