Plötzlich war Mathieu van der Poel verschwunden. Als Umweltaktivisten zu Beginn des Strassenrennens bei der Rad-WM in Glasgow mit einem Klebe-Protest für eine Unterbrechung gesorgt hatten, machte sich der Niederländer aus dem Staub. Aber nicht, weil er mit der Aktion in Verbindung steht. Van der Poel musste mal – und zwar so richtig.
Gastfreundliche Rad-Fans
Also suchte sich der Cross-Weltmeister in der malerischen Landschaft das nächste Haus, klingelte und durfte sein Geschäft verrichten. «Ich möchte mich bei den Leuten bedanken, die so freundlich waren, uns auf die Toilette gehen zu lassen», sagte Van der Poel. Nach ihm nutzten auch weitere Fahrer während der rund einstündigen Pause das Bad der schottischen Gastgeber.
Erleichtert ging es wieder aufs Rad – und auf dem lieferte Van der Poel eine denkwürdige Show. Der Alleskönner attackierte zum Ende des 271,1 km langen und hoch intensiven Rennens erfolgreich, Sekunde um Sekunde gewann er auf seine Verfolger. Doch dann stürzte Van der Poel auf dem regennassen Asphalt.
In den Fussstapfen seines Grossvaters
Mit einem blutenden Knie und Schürfwunden unter dem zerfetzten Trikot setzte der Klassiker-Spezialist seine Triumphfahrt mit grossem Kämpferherz fort und flog unaufhaltsam zu Gold – 49 Jahre nach der Vize-Weltmeisterschaft seines 2019 verstorbenen Grossvaters Raymond Poulidor.
«Es ist ein bisschen eine Revanche für das letzte Jahr», erklärte Van der Poel weiter. Schon 2022 in Wollongong war der Sieg im WM-Strassenrennen geplant gewesen. Das Unterfangen endete auf einer australischen Polizeiwache – lärmende Teenager hatten seine Nachtruhe gestört. Der Streit eskalierte. Die Vorbereitung war nachhaltig gestört. Van der Poel gab nach 30 km übermüdet auf. Am Sonntag begann das Vorhaben auf einer schottischen Toilette.