Im Interview mit dem Magazin stern sprach Jan Ullrich über das Thema Doping während seiner Karriere. Der 49-jährige Tour-de-France-Sieger von 1997: «Ohne nachzuhelfen – so war damals die weitverbreitete Wahrnehmung – wäre das so, als würdest du nur mit einem Messer bewaffnet zu einer Schiesserei gehen. Damals fühlte sich das alles völlig normal an.»
Sätze, die Ullrich damals in dieser Deutlichkeit nie aussprach. Aber um seine Mitmenschen zu schützen, habe er sich dazu entschieden, nichts zu sagen. Diese Entscheidung bereut er nun. «Aus heutiger Sicht hätte ich reden sollen. Es wäre für einen kurzen Moment sehr hart geworden, aber danach wäre das Leben leichter gewesen.»
Ich war im Himmel und ich war in der Hölle. Jetzt bin ich zurück auf der Erde, auf dem Weg in die Mitte.
2006 wurde Ullrich wegen Verbindungen zu Dopingarzt Eufemiano Fuentes von der Tour de France ausgeschlossen. Das Team T-Mobile suspendierte ihn. 2018 folgte auch der menschliche Absturz. Drogen und Alkohol bestimmten sein Leben. «Ich war nicht weit weg vom Tod.» Heute geht es ihm besser: «Ich war im Himmel und ich war in der Hölle. Jetzt bin ich zurück auf der Erde, auf dem Weg in die Mitte.»