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Königsetappe am Sonntag Ulrichen: Von hohen Pässen und gefallenen Helden

Das Dorf im Goms war 2005 Schauplatz des grossen Finales an der TdS. Für den damaligen Sieger war es auch der letzte Vorhang.

Zum zweiten Mal nach 2005 wird die Tour de Suisse am Sonntag in einer Dreipässefahrt mit Start und Ziel in Ulrichen entschieden. Nachdem die Strecke wegen der Sperrung des Susten geändert werden musste, ist der Parcours nun auch exakt der gleiche: Nach dem Start direkt der Nufenen, in der Mitte auf der Tremola über den Gotthard und zum «Dessert» die Furka mit der rasanten Schlussabfahrt zurück ins Goms.

Montgomery: «Jetzt ist es eine Königsetappe»

Obwohl die Etappe nun 43 Kilometer kürzer ist und 1000 Höhenmeter weniger zu überwinden sind – laut SRF-Experte Sven Montgomery wird es für die Fahrer keineswegs leichter. «Die Furka ist viel schwieriger als die Grimsel. Jetzt ist es wirklich eine Königsetappe. Die Zuschauer dürfen sich freuen», so der Berner Oberländer, der 2005 noch selber mit von der Partie war.

Grosser Sieger vor 14 Jahren war in Ulrichen der Spanier Aitor Gonzalez. Dank seinem Solosieg schnappte er dem Australier Michael Rogers den Gesamtsieg weg. Dritter wurde Vorjahressieger Jan Ullrich, der zu Beginn der Rundfahrt während 4 Tagen das Leadertrikot getragen hatte.

Die gefallenen Helden

Während Rogers noch bis 2016 weiterfuhr, war die Tour de Suisse 2005 für Ullrich und Gonzalez einer der letzten grossen Auftritte. Der Spanier wurde bereits im Sommer 2005 an der Vuelta wegen Dopings aus dem Verkehr gezogen, Ullrich stolperte 2006 kurz vor der Tour de France über die «Operación Puerto» um Dopingarzt Eufemiano Fuentes.

Gesamtsieger Aitor Gonzalez an der Tour de Suisse 2005.
Legende: Erschöpft in Ulrichen Gesamtsieger Aitor Gonzalez an der Tour de Suisse 2005. imago images

Beide Fahrer beendeten umgehend ihre Karrieren. Aus den Schlagzeilen kamen sie aber nicht, beide hatten immer wieder Probleme mit dem Leben ausserhalb des Pelotons. Immer wieder gerieten sie mit der Justiz in Konflikt.

Gonzalez sorgte 2016 mit einem Überfall auf einen Handyladen in Alicante letztmals für Aufsehen. Ullrichs Leben geriet im Sommer 2018 völlig aus dem Ruder, als er nach mehreren gewalttätigen Ausrastern in die Psychiatrie zwangseingewiesen wurde.

Ullrich noch nicht über dem Berg?

Gemäss jüngsten Aussagen seines Ex-Managers Rudy Pevenage ist der Tour-de-France-Sieger von 1997 noch alles andere als über den Berg. «Jan will nur nicht sehen, dass er ein Problem hat. Wir sind alle überzeugt, dass er ein Problem hat. Aber Jan ist ein Idiot. Er glaubt, dass es ihm gut geht und er möchte wie ein Künstler leben. Nachts leben und nicht viel schlafen», so Pevenage im belgischen TV.

Am Sonntag wird in Ullrichen ein neuer Sieger auf das Podest steigen. Man kann ihm nur wünschen, dass ihm eine bessere Zukunft bevorsteht.

Jan Ullrich und Rudy Pevenage an der Tour de France 2005.
Legende: Ein Jahr vor dem Ende Jan Ullrich und Rudy Pevenage an der Tour de France 2005. imago images

Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 22.06.2019, 15:10 Uhr

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