Zehn Tage vor Beginn der Weltmeisterschaften in Zürich werden am Mittwoch in der belgischen Provinz Limburg die Europameisterschaften im Strassenradsport eröffnet. Über die besten Perspektiven verfügt die Schweizer Delegation im Einzelzeitfahren der Männer.
Derweil die Olympiamedaillengewinner, der Belgier Remco Evenepoel, der Italiener Filippo Ganna und Evenepoels Landsmann Wout van Aert, aus unterschiedlichen Gründen fehlen, nutzen Stefan Bissegger und Stefan Küng das 31 km lange Rennen in Flandern als WM-Hauptprobe.
Küng und Bissegger im Favoritenkreis
Die Strecke ist weitgehend flach, die beiden Thurgauer gehören zum Favoritenkreis. Der 30-jährige Küng hat den EM-Titel schon zweimal, 2020 und 2021, gewonnen, der 5 Jahre jüngere Bissegger konnte sich 2022 die Goldmedaille umhängen lassen.
Für Bissegger verlief die Vorbereitung nicht optimal. An der Deutschland-Rundfahrt stürzte er auf die Hand und wurde danach alles andere als optimal von den Ärzten vor Ort betreut. Mittlerweile seien die Schmerzen aber abgeklungen.
«Wenn die Verletzung keinen Einfluss mehr hat, liegt die Goldmedaille drin», gibt sich Bissegger zuversichtlich. Der Ostschweizer, dessen Vertrag bei EF Education ausläuft, gab zudem bekannt, dass er seine Zukunft im Radsport habe regeln können. Noch dürfe er sich dazu nicht äussern, eine Mitteilung dazu soll aber noch in dieser Woche erfolgen.
Küng nach Zeitfahr-Erfolg an Vuelta im Hoch
Mit viel Selbstvertrauen reiste Küng nach Limburg – nach seinem Sieg im Abschluss-Zeitfahren an der Vuelta. Nach einem durchzogenen Sommer mit gesundheitlichen Problemen hofft er nun auf einen goldenen Herbst. «Ich hatte nicht erfüllt und habe deshalb noch eine Rechnung offen», blickt Küng zurück.
Der Erfolg an der Spanien-Rundfahrt habe ihm nun gezeigt, dass das Material passe und die Form stimme. An solchen Anlässen reiche es nicht, «einfach vorne reinzufahren. Du wirst an Siegen gemessen – an grossen Siegen», so der Fahrer von Groupama FDJ. Deshalb sei es für das Selbstvertrauen auch wichtig gewesen, mit einem gewissen Vorsprung zu gewinnen, so dass es nicht ein Zufallserfolg gewesen sei.
Rüegg als Hoffnungsträgerin bei den Frauen
Bei den Schweizerinnen sind die Aussichten aufgrund der gesundheitlich bedingten Absenz von Marlen Reusser im Strassenrennen besser als im Zeitfahren.
Noemi Rüegg demonstrierte in der vergangenen Woche bei der Tour de Romandie Féminin, dass sie im Sprint gar mit der amtierenden Weltmeisterin Lotte Kopecky aus Belgien mitzuhalten vermag. Die erst 23-jährige Zürcherin dürfte im Schweizer Team denn auch in die Rolle der Leaderin schlüpfen.
Die Zeitfahren finden am Mittwoch statt, die Strassenrennen werden am Samstag (Frauen) und am Sonntag (Männer) ausgetragen.