Obwohl er früh im Rennen in die Defensive gedrängt worden war, fuhr Stefan Küng zwei Wochen nach seinem 5. Rang an der Flandern-Rundfahrt bei Paris-Roubaix erneut um den Sieg mit.
Der formstarke Ostschweizer war zum prestigeträchtigsten Eintagesrennen als einer der Mitfavoriten angetreten. Am Ende fehlte nicht allzu viel zum ersten Schweizer Sieg in Nordfrankreich seit 2013 und dem Triumph von Fabian Cancellara. Küng kann sich aber auf jeden Fall mit Silvan Dillier in eine Reihe stellen, der 2018 auf Platz 2 gefahren war. Die Summe der guten Resultate in diesem Klassiker-Frühling unterstreicht den Wert des Erfolgs zusätzlich.
«Ich hatte eine sehr gute Klassiker-Saison, aber das hier ist wirklich etwas Spezielles», bilanzierte Küng. Er empfinde grossen Stolz auf seine Leistung.
Ersten Postabgang wegen Pipi-Pause verpasst
Schliesslich hatte es für den Thurgauer nicht gut begonnen. Nach einer Pinkelpause gut 50 Kilometer nach dem Start erlebte der 28-Jährige eine böse Überraschung. «Als ich wieder aufstieg und nach vorne schaute, waren etwa 60 Fahrer weg.» Eine Windkante hatte das Feld geteilt. Man habe sich in der hinteren Gruppe zuerst organisieren müssen, so Küng. «Als das geschehen war, betrug der Rückstand schon eine Minute.»
In einem solchen Rennen gibt es Höhen und Tiefen. Aber in den Tiefs wusste ich: Die anderen fühlen sich nicht besser als ich.
Mit der Hilfe seines Teams schaffte Küng den Anschluss wieder. Keine Selbstverständlichkeit, war die diesjährige Ausgabe der «Hölle des Nordens» mit einem Stundenmittel von 45,8 Kilometern doch das schnellste Rennen der über 100-jährigen Geschichte.
Van Aert zu stark, Van der Poel nicht
Mit dem belgischen Meister Wout van Aert ging Küng dann in einer schwierigen Rennphase in die Offensive. Van Aert war es auch, der dem Schweizer hinter dem entfesselten Sieger Dylan van Baarle den 2. Platz wegschnappte. «Van Aert war hinten raus sicher der Stärkste. Ich habe das Maximum herausgeholt», so Küng. Nicht zufällig erwischte er auch einen besseren Tag als Flandern-Sieger Mathieu van der Poel, der mit Rang 9 vorliebnehmen musste.
Als bedeutenden Faktor für seine Parforce-Leistung hob der Zeitfahr-Europameister das Selbstvertrauen hervor, das er sich in den letzten Eintagesrennen erarbeitet hatte. «In einem solchen Rennen gibt es Höhen und Tiefen. Aber in den Tiefs wusste ich: Die anderen fühlen sich nicht besser als ich. Es gibt grosses Selbstvertrauen, wenn man den Besten folgen kann. Das konnte ich heute.»