Am Mittwoch konnte Marc Hirschi die Erwartungen bei der Flèche Wallonne nicht erfüllen. Als vorne bei den Favoriten die Post abging, musste der Berner einen Gang zurückschalten und war im Kampf um den Sieg nicht beteiligt.
Ernsthafte Zweifel am Formstand des 23-Jährigen kommen bei SRF-Rad-Experte David Loosli deshalb noch nicht auf. «So weit weg von seiner Topform kann er nicht sein. Vielleicht hat er sich auch noch etwas geopfert für Tadej Pogacar, der offensichtlich die besseren Beine hatte», so Loosli.
Pogacar nicht am Start
Bei Lüttich-Bastogne-Lüttich werden die Rollen im UAE Emirates Team am Sonntag anders verteilt sein. Pogacar reiste am Tag nach der Flèche Wallonne aus privaten Gründen zurück in seine Heimat Slowenien. Geplant wäre gewesen, dass der letztjährige Lüttich-Sieger am Samstag zum Team zurückkehrt. Stattdessen gab sein Team Pogacars Verzicht bekannt und nominierte mit Brandon McNulty einen Ersatz.
Es kann bis zu einem Jahr dauern, bis ich nichts mehr spüre.
Damit dürfte Hirschi im UAE Emirates Team in die alleinige Rolle des Captains schlüpfen. Und kann im Optimalfall bis zur entscheidenden Rennphase Kräfte sparen. Vor der Enttäuschung an der Mur de Huy hat der Berner mit dem 9. Platz beim Gold Race unter Beweis gestellt, dass er nach dem operativen Eingriff an seiner Hüfte wieder auf hohem Niveau konkurrenzfähig ist. Dennoch gilt es nicht nur fehlende Trainingsstunden wettzumachen. «Es kann bis zu einem Jahr dauern, bis ich nichts mehr spüre und alles völlig normal ist», sagte Hirschi diese Woche in einem Interview mit L'Equipe .
In der «feurigen Stadt», wie Lüttich genannt wird, nicht am Start steht übrigens Gino Mäder (Bahrain Victorious). Dem Kletterspezialisten wäre das Profil von «La Doyenne» wohl entgegenkommen. Der 25-jährige St. Galler, im letzten Jahr Gewinner der Nachwuchswertung an der Vuelta, konzentriert sich aber voll und ganz auf die Tour de Romandie, die kommenden Dienstag startet.
Alaphilippe, Evenepoel – oder Wundertüte Van Aert?
Der vorläufige Abschluss der Klassiker-Saison wird noch einmal ein echter Härtetest für die Fahrer. Auf 257 Kilometern sind gut 4300 Höhenmeter zu überwinden. 10 «Côtes», wie die zum Teil giftigen Anstiege genannt werden, stellen sich dem Feld in den Weg.
Viele Augen werden am Sonntag auf das Team Quick-Step gerichtet sein. Noch immer hat die Equipe um den französischen Weltmeister Julian Alaphilippe und den aufstrebenden Belgier Remco Evenepoel kein zählbares Klassiker-Resultat eingefahren – mit Ausnahme des Sieges von Sprinter Fabio Jakobsen bei Kuurne–Brüssel–Kuurne.
Ebenfalls am Start ist mit Wout van Aert der belgische Meister, der Lüttich-Bastogne-Lüttich zum allerersten Mal bestreitet. «Ich gebe mir selbst eine kleine Siegchance», übte sich der Jumbo-Visma-Fahrer in Zurückhaltung. Auf Understatement hatte Van Aert nach überstandener Corona-Erkrankung allerdings schon vor Paris-Roubaix gemacht – um dann vor Stefan Küng auf Platz 2 zu sprinten.