Vor einem Jahr fuhr Marlen Reusser im WM-Zeitfahren in der englischen Grafschaft Yorkshire als Sechste mitten in die Weltspitze. Die 28-Jährige bestritt damals zwar ihre 3. WM, aber ihre erste Saison als Profi. Ihr starkes Abschneiden war auch deshalb verblüffend, weil sich Reusser nur zwei Monate zuvor das Kreuzbein gebrochen hatte.
Form, Saison, Setup – alle Faktoren stimmen. Mal schauen, was drin liegt.
Die Vorbereitungen auf die diesjährigen Titelkämpfe liefen verglichen mit dem Vorjahr optimal. «Vor 5 Tagen bin ich aus dem Giro Rosa ausgestiegen und konnte mich nun erholen. Jetzt habe ich die perfekten Beine für ein gutes Resultat», blickt Reusser auf ihren Einsatz am Donnerstag voraus.
Strecke gefällt, Form passt
Vor einem Jahr hatte Reusser im Vorfeld der WM nicht einschätzen können, wie es um ihre Form steht. Heuer ist das anders – trotz der Corona-Pause. «Ich hatte noch nie so eine Form, noch nie so eine Saison, in der ich durchtrainieren konnte und noch nie so ein gutes Setup – alle Faktoren stimmen. Mal schauen, was drin liegt», so die Bernerin.
Dass ihre Form stimmt, hat Reusser vor einem Monat in Plouay bewiesen. Mit der Bronzemedaille im EM-Zeitfahren feierte die ausgebildete Ärztin den grössten Erfolg ihrer Karriere.
Klar, dass die Radsport-Quereinsteigerin auch an der WM zu den Mitfavoritinnen gehört. Insbesondere auch deshalb, weil ihr die 32 Kilometer lange Strecke rund um Imola entgegenkommt.
Es sei noch mehr ein Roller-Kurs als an der EM, sagt sie. Abgesehen von den letzten 6 Kilometern, die coupiert und technisch sind, sei es ein perfekter Kurs für ihren Fahrertyp. Wenig überraschend lautet das Motto: «Durchgehend beissen und Vollgas geben.»
Niederländerinnen im Fokus
Vollgas geben werden auch andere – allen voran die Niederländerinnen. Trotz der Absenz von Annemiek van Vleuten, der Zeitfahr-Weltmeisterin von 2017 und 2018, haben diese mit Anna van der Breggen und Ellen van Dijk zwei potentielle Siegfahrerinnen in ihren Reihen.
Programm Strassen-WM in Imola (24.-27.09. 2020)
Freitag, 25.9. | 14:25 Uhr SRF zwei | Zeitfahren Männer | 32 km |
Samstag, 26.9. | 14:00 Uhr SRF zwei | Strassenrennen Frauen | 144 km (5 Runden) |
Sonntag, 27.9. | 13:20 Uhr SRF info | Strassenrennen Männer | 259,2 km (9 Runde) |
Auch die amerikanische Titelverteidigerin Chloé Dygert-Owen und ihre Landsfrau Amber Neben sowie die beiden Deutschen Lisa Brennauer und Lisa Klein zählt Reusser zum Kreis der Medaillenkandidatinnen.
Die letzte Schweizerin, die an einer Rad-WM eine Medaille gewonnen hat, war Karin Thürig. Nach zwei WM-Titeln in Folge holte die Luzernerin 2006 Silber.