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Flückiger zieht Weltcup-Pause ein
Aus Sport-Clip vom 26.07.2022.
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Nach Rencontre mit Schurter «Ich habe Wut, Frust und Hass erlebt»: Flückigers bewegte Tage

Mountainbiker Mathias Flückiger äussert sich zu den letzten zwei Wochen. Diese sind am Berner nicht spurlos vorbeigegangen.

Es ereignete sich tief im Zauberwald und abseits der Kameras, doch es schlug Wellen wie noch selten im Schweizer Mountainbike-Sport: Das Rencontre zwischen Mathias Flückiger und Nino Schurter.

Schurter, König von Lenzerheide, war auf dem Weg zu seinem 34. Weltcup-Sieg und damit dem alleinigen Rekord in dieser Sparte; mit Flückiger auf den Fersen. Auf der letzten Runde ging der 36-jährige Schurter als Führender ins letzte Waldstück und kam als Vierter wieder heraus. Auch Flückiger, zuvor Zweiter, hatte einen Platz verloren – keiner der beiden konnte sich auf den letzten Metern noch verbessern.

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Die heisse Schlussphase in Lenzerheide
Aus Sport-Clip vom 10.07.2022.
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 3 Sekunden.

Im Ziel folgte dann der Eklat: «Du bist nicht normal», schrie ein gefrusteter Schurter in Richtung Flückiger. Im Interview lieferte der Routinier die Erklärung: «Er wollte mich an einer Stelle überholen, an der es einfach nicht geht, und hat mich abgeschossen. Es ist einfach traurig. Ich hätte ziemlich sicher gewonnen.»

Flückiger seinerseits zeigte sich zerknirscht («es tut mir leid, dass das passiert ist»), war sich aber keiner Schuld bewusst. Gerade von Schurter habe er gelernt, «frech zu fahren und zu überholen» – in Anspielung auf das Finish vom Jahr zuvor.

Nun, gut 2 Wochen nach den Rennen in Lenzerheide, hat Flückiger in einer Meldung auf seiner Website alles Revue passieren lassen. Dabei stechen 2 Abschnitte besonders heraus:

Was mir allerdings besonders weh tat, ist, dass mir Absicht, Frust, schlechter Charakter und vieles mehr unterstellt wurde. Wer schon mal Rennen gefahren ist, weiss: Man muss Entscheidungen in Sekundenbruchteilen fällen, intuitiv. [...] Niemals würde ich absichtlich oder aus Frust einen Sturz verursachen.
Autor: Mathias Flückiger
Was danach passierte, hat mich letztendlich aber nachdenklich gestimmt. Wie viele Leute online Frust, Aggression, Wut und Hass schüren und ausüben – und dies alles nur wegen einem Sturz von zwei Mountainbikern, hat mich sehr erschreckt. Zum ersten Mal habe ich persönlich erfahren, wie Wut, Frust oder gar Hass online ausgeübt wird.
Autor: Mathias Flückiger

Weil die Szene in der TV-Übertragung fehlte, wird wohl nie endgültig aufzuklären sein, ob Flückiger im Zauberwald nun regelwidrig gehandelt hat oder nicht. Was auf jeden Fall zu verurteilen ist, sind die Reaktionen, mit denen sich der Berner konfrontiert sah.

Vor allem «dank meinem Umfeld» habe sich Flückiger trotz der Anfeindungen weiterhin auf seinen Job konzentrieren können. So schaute eine Woche später in Andorra der Sieg zum Auftakt im Short Track heraus. Das Cross-Country-Rennen verpasste der 33-Jährige dann corona-bedingt.

Die beiden anstehenden Übersee-Weltcups in Snowshoe (USA) und Mont-Sainte-Anne (CAN) wird er auslassen. Den Weg zum grossen Saison-Ziel – die WM im französischen Les Gets – muss Flückiger nun, wie er selber schreibt, «über Umwege gehen».

SRF zwei, sportlive, 17.7.22, 14:45 Uhr;

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