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Nomination gerechtfertigt Jakobsen von der Hölle in den Tour-Himmel

Der Niederländer hat einen langen Leidensweg hinter sich. Trotzdem lastete auch ein gewisser Druck auf seinen Schultern.

Fabio Jakobsen bedankt sich bei seinen Teamkollegen.
Legende: Der grösste und emotionalste Sieg Fabio Jakobsen bedankt sich bei seinen Teamkollegen. Keystone/AP/Anne-Christine Poujoulat

Die Nomination von Fabio Jakobsen hatte im Vorfeld der Tour de France für Wirbel gesorgt. Der 25-jährige Niederländer erhielt im Team QuickStep den Vorzug gegenüber Mark Cavendish. Der Brite wurde damit – zumindest in diesem Jahr – um die Möglichkeit gebracht, sich mit einem weiteren Etappensieg zum alleinigen Rekordsieger der Tour zu machen.

Ob Cavendish noch einmal an die Tour zurückkehrt, ist fraglich. Einerseits, weil er mittlerweile 37 Jahre alt ist. Andererseits aber auch, weil Jakobsen bei erster Gelegenheit gezeigt hat, dass er das Zeug zum nächsten Sprint-Star hat. Dabei hing seine Karriere vor zwei Jahren am seidenen Faden.

Er ist 85 Jahre alt, aber ohne ihn sässe ich nicht hier. Viele Muskeln funktionierten nicht mehr. Er wusste genau, was er tat. Ich werde ihm in alle Ewigkeit dankbar sein.
Autor: Fabio Jakobsen über seinen Osteopathen

Jakobsen lag nach einem verheerenden Sturz an der Polen-Rundfahrt im Koma, hatte nur noch einen Zahn, kämpfte tagelang um sein Leben. Einen Kiefer hat er heute nur, weil die Ärzte diesen aus Teilen seines Beckenknochens neu formten.

Der besondere Dank an den Osteopathen

Dass er je ins Renngeschehen zurückkehrt, glaubten nur die wenigsten. Dass er sich nun Etappensieger an der Tour de France nennen darf, kommt einem Wunder gleich. «Man kann denken, dass es ein Wunder ist. Es ist auf jeden Fall eine besondere Geschichte. Fast schon ein Märchen», nannte es Jakobsen am Samstag.

Der Sturz habe ihn demütiger gemacht, sagte Jakobsen im Nachgang seines Coups in Nyborg. In den Stunden seines grössten Triumphs waren die Gedanken deshalb auch bei den Fahrern, die es nach einem solchen Unfall, wie ihn Jakobsen erlebt hat, nicht mehr zurückschafften.

Einen besonderen Dank sprach Jakobsen neben seiner Verlobten, seinen Eltern, seiner Schwester und seinen Teamkollegen seinem Osteopathen aus. «Er ist 85 Jahre alt, aber ohne ihn sässe ich nicht hier. Viele Muskeln funktionierten nicht mehr. Er wusste genau, was er tat. Ich werde ihm in alle Ewigkeit dankbar sein», so der Niederländer.

Die weitere Tour kann Jakobsen ohne Druck angehen. Seinen Vorzug gegenüber einem der besten Sprinter der Geschichte hat er bereits gerechtfertigt. Nun wolle er es Tag für Tag nehmen.

Im Rahmen der Tour trifft Jakobsen übrigens auch auf seinen niederländischen Landsmann Dylan Groenewegen, der damals in Polen den verheerenden Sturz verursacht hat. Dieser steht seit diesem Jahr beim Team Bike Exchange unter Vertrag. Die 2. Etappe hatte er auf dem 8. Platz beendet.

Tour de France

SRF zwei, sportlive, 2.7.2022, 15:00 Uhr ; 

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