Zum Inhalt springen

Rad Jungstar Küng mit Glück im Unglück

Nach seinem schweren Sturz am Giro d'Italia ist die Strassensaison für Stefan Küng gelaufen. Dennoch hatte der Schweizer Radprofi Glück im Unglück. Seine Wirbelverletzung stellte sich als Fraktur des neunten Brustwirbels heraus.

«Als Laie stellt man eine Wirbelverletzung in Zusammenhang mit Rückenmark und Querschnittlähmung. Deshalb bricht im ersten Moment eine kleine Welt zusammen, wenn man auf der Neurochirurgie liegt und die Ärzte sagen, dass man 20 Tage im Bett ruhen muss», erzählte Küng an einer Medienkonferenz im Kantonsspital St. Gallen. So schlimm, wie es die italienischen Ärzte in Vicenza und die aufstrebende Schweizer Radsport-Hoffnung zuerst befürchtet haben, ist Küngs Verletzung aber nicht.

Küng bereits aus Spital entlassen

Bereits am Freitag, am Tag nach seinem verhängnisvollen Sturz auf der 12. Etappe der Italien-Rundfahrt, kehrte Küng in die Schweiz zurück. Am Dienstag wurde er aus dem Spital in St. Gallen entlassen. «Er erlitt einen stabilen Bruch am Wirbelkörper des neunten Brustwirbels, der sich nicht verschiebt», beschrieb Fabrice Külling, der leitende Arzt für Wirbelchirurgie am Kantonsspital, Küngs Verletzung. Küng darf aufstehen und sich in rund zwei Wochen wieder leicht bewegen. Er hofft, nach etwa sechs bis acht Wochen wieder mit dem Training auf dem Rad beginnen zu können.

Mir kam Silvano Beltrametti in den Sinn

Die Wirbelkörper sind das Schutzschild des Rückenmarks. Dessen ist sich der Bahn-Weltmeister in der Einzelverfolgung bewusst. «Mir kam nach der Diagnose sofort Silvano Beltrametti in den Sinn. Auch er war damals ein junger, aufstrebender Sportler. Wenn ich sehe, was hätte passieren können, bin ich froh, dass ich hier sitzen kann und es mir den Umständen entsprechend gut geht. Ich weiss, dass ich Glück im Unglück hatte.»

Zu kauen hat Küng an der Verletzung trotzdem. «Es ist schon schwierig. Ich habe das Gefühl, ich könnte aufstehen und sofort auf das Rad steigen. Aber ich muss mir nun die Zeit geben, die nötig ist», so der ehrgeizige Ostschweizer, der in dieser Saison als Neoprofi zwei Saisonsiege auf der Strasse eingefahren hat. «Meine Ziele wären noch sehr hoch gewesen in diesem Jahr», sprach Küng nicht zuletzt die Tour de Suisse an, die in gut zwei Wochen beginnt.

Fokus liegt darauf, dass ich wieder gesund werde

Zu weit voraus schaut Küng nicht. «Im Moment beschäftige ich mich noch nicht mit der sportlichen Zukunft. Der Fokus liegt klar darauf, dass ich wieder gesund werde.» Klar ist, dass er in dieser Saison kaum mehr Rennen auf der Strasse bestreiten wird. Ob er im Oktober an der Bahn-EM in Grenchen starten kann, ist offen. «Ich hoffe, dass ich bis dahin wieder einigermassen ein Niveau erreiche.»

Sendebezug: Radio SRF 1, Abendbulletin, 26.05.15, 17:10 Uhr

Meistgelesene Artikel