Zum Inhalt springen
Der Eritreer Daniel Teklehaimanot fährt während der 102. Tour de France im gepunkteten Trikot des Bergpreisleaders durch eine karge Landschaft.
Legende: Goldene Zukunft? Daniel Teklehaimanot löst in seiner Heimat einen regelrechten Hype aus. Reuters

Rad Teklehaimanot lässt einen ganzen Kontinent träumen

Daniel Teklehaimanot sorgt an der Tour de France für Aufsehen. Wenn der 26-Jährige im gepunkteten Trikot die Berge hochklettert, sind in seiner Heimat Eritrea die Kinosäle bis auf den letzten Platz gefüllt.

Resultate

Erstmals seit 9 Tagen verstummte am Montag der ausgelassene Jubel auf den Strassen Asmaras, der Hauptstadt von Eritrea. Der Tour-Tross hat seinen ersten Ruhetag eingelegt.

In den Tagen zuvor hatte die Frankreich-Rundfahrt die Menschen in dem kleinen ostafrikanischen Land in Ekstase versetzt. Zu Hunderten hatten sich die Einwohner Asmaras in Strassenlokalen und Kinos versammelt und die Auftritte ihres Volkshelden Daniel Teklehaimanot verfolgt. Der 26-Jährige ist einer von fünf Afrikanern, die mit dem Team MTN-Qhubeka zur diesjährigen Tour angetreten ist.

Pionierarbeit auf zwei Rädern

Und Teklehaimanot ist nicht einfach nur dabei, er fährt richtig gut. Seit der 6. Etappe trägt er das Trikot des besten Bergfahrers. Die Tour de France – für den Eritreer die Erfüllung eines Kindheitstraums. Mit 16 Jahren habe er die «Grande Boucle» erstmals im Fernsehen gesehen. «Seitdem träumte ich davon, dies irgendwann zu schaffen», erzählt Teklehaimanot.

Es braucht nur einen Fahrer, der den Durchbruch schafft. Dann wissen die anderen, dass sie es auch können.
Autor: Brian Smith MTN-Teammanager

In Sachen Radsport ist sein Heimatland in Afrika eine Art Vorreiter. Italienische Kolonialherren brachten im 19. Jahrhundert Fahrräder ins Land. Seit 1946 existiert sogar ein Radrennen, der Primo Giro dell' Eritrea . «Es gibt viele Radfahrer in Eritrea, die Menschen lieben es. Es ist unser Volkssport Nummer 1», berichtet der lebensfrohe Afrikaner.

Dank Wildcard in den Fokus

Und trotzdem: Der Weg in den Profi-Radsport war für Teklehaimanot beschwerlich. Häufig hatte er mit Visa-Problemen zu kämpfen. 2010 bekam er bei Cérvelo eine Chance, das Team löste sich aber bald auf. Im Trainingszentrum der UCI in Aigle wurde er danach weiter gefördert. Umso wichtiger war deshalb die Wildcard für das MTN-Qhubeka-Team für die diesjährige Tour.

Die Euphorie in Afrika ist unglaublich gross. Die Tour wird in 42 afrikanischen Ländern live übertragen, es entsteht ein richtiger Hype.
Autor: Jens Zemke Sportlicher Leiter MTN-Qhubeka

Auf den Strassen Asmaras dürfte es am Dienstag mit Sicherheit wieder laut werden. Und auch wenn er das «Gepunktete» in den Pyrenäen wohl verlieren wird, hat Teklehaimanot nicht nur für sein Heimatland, sondern für einen ganzen Kontinent Grosses geleistet.

Sendebezug: SRF info, sportlive, 12.07.2015, 16:00 Uhr

Meistgelesene Artikel