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Letzte WM der Para-Legende Adieu in Zürich, wo Frei 1984 dem Marathon-Sieger die Show stahl

Bei Udo Jürgens fängt mit 66 Jahren das Leben an. Bei Heinz Frei endet mit 66 Jahren die WM-Karriere.

Nun also doch: Der Tag, von dem man irgendwie gedacht hat, er würde nie kommen, kommt am Samstag. Heinz Frei bestreitet sein letztes WM-Rennen. Im Alter von 66 Jahren.

Der Schweizer Parasportler startet an der WM in Zürich in der Kategorie H3 mit dem Handbike zum Strassenrennen. Zwischen Greifen- und Zürichsee spult Frei seine letzten 57,8 Rennkilometer an Weltmeisterschaften ab. Es wird sein 2. Einsatz an den Heim-Titelkämpfen nach jenem im Zeitfahren (Rang 19) sein.

Auch an Winterspielen hat er Medaillen gewonnen

Mit Frei tritt nicht einfach irgend jemand von der Bühne der internationalen Grossanlässe ab. Mit ihm geht eine Parasport-Legende. Frei hat den Sport geprägt wie kaum ein anderer.

Sommer-Paralympics 1984: Frei war dabei (und gewann dreimal Gold). Winter-Paralympics 1988: Frei war dabei (und gewann Gold im Langlaufschlitten). Sommer-Paralympics 1992 und 1996: Frei war dabei (und gewann jeweils 5 Medaillen). Sommer-Paralympics 2012: Frei war dabei (und gewann im Alter von 54 Jahren sein 15. paralympisches Gold). Sommer-Paralympics 2021: Frei war dabei (und gewann 63-jährig seine 35. und letzte paralympische Medaille).

Dies sind nur Auszüge. Die Liste könnte beliebig verlängert werden. Zum Beispiel: Frei heimste an 12 (!) verschiedenen Paralympics (Sommer und Winter) Medaillen ein. Daneben gewann er 14 Mal WM-Gold. Und Frei entschied über 100 Rollstuhl-Marathons für sich, darunter 20 Mal den Berlin-Marathon.

Das tut mir jetzt noch ein wenig leid. Denn ich habe ihm ein bisschen die Show gestohlen.
Autor: Heinz Frei über seine Sieg beim Zürich-Marathon 1984 vor Läufer Filipponi

In Zürich schliesst sich für Frei ein Kreis. Denn vor genau 40 Jahren nahm der Solothurner in der Limmatstadt am 1. Zürich-Marathon überhaupt teil. Er tat dies im Feld der Läufer, eine Rollstuhl-Kategorie gab es damals noch nicht. Frei kam vor Sieger Bruno Filipponi ins Ziel und sagt heute über diese Episode: «Das tut mir jetzt noch ein wenig leid. Denn ich habe ihm ein bisschen die Show gestohlen.» Die 5000 Franken Siegerprämie habe er freilich Filipponi überlassen, ergänzt Frei schmunzelnd.

Diese Anekdote zeigt: Frei war im Rollstuhlsport ein Pionier. Und er, der 10 Mal Schweizer Para-Sportler des Jahres wurde, war während Jahrzehnten das Gesicht des Rollstuhlsports in diesem Land.

Frei wäre aber nicht Frei, wenn sein letztes WM-Rennen auch sein letztes Karriere-Rennen wäre. Natürlich nicht. Am Berlin-Marathon 2024 wird er auch wieder am Start stehen ... 24 Stunden nach seinem Einsatz in Zürich.

Wie Heinz Frei auf die Entwicklung der Rollstühle und Handbikes in den letzten 40 Jahren blickt und welches seine schönste Medaille im Trophäenschrank ist, erfahren Sie im obigen Audio-Beitrag.

Radio SRF 1, Morgengespräch, 26.9.24, 06:12 Uhr ; 

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