Eigentlich hat Nino Schurter bereits vor diesem Rennen bereits alles erreicht, was sich ein Mountainbike-Profi überhaupt erträumen kann. Der Bündner galt seit geraumer Zeit als einer der besten Mountainbiker der Welt, ist stolzer Besitzer von unglaublichen zehn Weltmeister-Goldmedaillen und acht Gesamtweltcup-Titeln. 2016 vergoldete er seine Karriere mit dem Olympiatitel.
Was am Sonntag folgte, war das «Tüpfelchen auf dem i», wie er es im Interview erklärte. Und zwar ein äusserst kitschiges Tüpfelchen. Schurter holte sich vor heimischem Anhang in Lenzerheide nach langer Wartezeit den 34. Weltcupsieg . Damit ist er nun alleiniger Rekordhalter vor der französischen Bikelegende Julien Absalon.
Tränen im Vorfeld
Eigentlich ist es ja lediglich ein «normaler» Weltcupsieg, und doch – die Bedeutung ist riesig. «Als wir noch am Vortag über das Rennen geredet und gesagt hatten, dass es das letzte sein könnte, sind mir die Tränen gekommen», so Schurter. Bereits im letzten Jahr hätte er die Rekordmarke von 34 Weltcupsiegen knacken können, war aber bekanntlich nach einem unglücklichen Rencontre mit Mathias Flückiger kurz vor Schluss dramatisch gescheitert. Nun ist die «Leidenszeit» zu Ende.
Vielleicht ist das nun das grösste Highlight der Karriere. Das muss ich jetzt zwei, drei Tage verdauen.
«Es ist gewaltig. Das perfekte Märchen», so ein sichtlich glücklicher Schurter im Ziel. Der Bündner bewies einmal mehr seine unglaubliche Fähigkeit, in Drucksituationen ungeahnte Kräfte mobilisieren zu können. So münzte er die Anfeuerungsrufe der zahlreich erschienenen Fans am Streckenrand in Energie um. Schon zur Rennhälfte zweifelten nicht mehr viele am Sieg des 37-Jährigen, eine halbe Minute betrug sein Vorsprung zeitweise auf den nächsten Verfolger.
Lenzerheide und Schurter – das passt
Bereits 2018 schrieb Schurter nahe seiner Heimat in der Lenzerheide ein Märchen. Damals wurde er auf der heimischen Strecke Weltmeister. Dass er nun wieder vor eigenem Anhang die nächste Geschichte schrieb, geht auch dem erfahrenen Schurter nahe. «Vielleicht ist das nun das grösste Highlight der Karriere. Das muss ich jetzt zwei, drei Tage verdauen.»
Vorerst war es das letzte Jahr, in welchem in Lenzerheide Weltcup gefahren wird. Der Event weicht aufgrund der anstehenden Weltmeisterschaften 2025 ins Wallis aus. Ob es wirklich «der letzte Tanz» von Schurter im Bündner Ort war? Der Rekordhalter schmunzelte und meinte: «Sagen wir niemals nie. Wer weiss. Vielleicht bin ich dann auf einmal doch nochmals oben am Start.»